men. Aus Prag eilte der siegreiche Fürst Windischgrätz herbei, aus dem Süden zog der Gouverneur von Kroatien - das als Teil Ungarns nach mehr Souveränität strebte und mehr Osterreich zuneigte - Banus Josef Jellacic gegen Wien. Die Wiener Natio nalgarde und die Akademische Legion standen regulären österreichischen Verbän den gegenüber, es entbrannte ein Bürgerkrieg. Gebannt blickte die ganze Monarchie zur Hauptstadt. Jeder wußte, daß sich das Wohl oder Wehe der Revolution hier entscheiden mußte. Leopold Scheutz führt wiederum aus: „Nun dieser Große Räuberische Feldherr Josef Jellacic belagerte unsere Osterreichische Haupt und Residenzstadt Wien. Kaiser Ferdinand hatte diese Residenz Stadt verlaßen und nach Olmütz mit seinem Hofe abgereist. Nun sehen wir Wien außen belagert, die 3 Feldherren Fürst Windisch Grätz, Josef Jellacic und der Graf Auersberg, mit 9900 und große Geschütz. Geneigter Leser wird Wien bestehen können? Am ISten Oktober 1813 war die Große Völkerschlacht bei Leipzig, und gerade am 18ten Oktober 1848 stehen mit inerlichen Feinden besetzt vor Wien. Nicht mit banger Besorgniß, ahnde ich, Wien wird nicht bestehen können, o nein: mit einem eiskalten Schauder, der durch meine Adern fährt, indem ich die Schrekens Gene mit meiner Feder berühre. Schreklich, ja wahrlich sehr schreklich ist es, was wir jetzt in dieser Geschichte von Wien hören. Schon am 18ten Oktober war die Stadt Wien belagert, nicht mit äußerlichen Feinden, auswärtigen Monarchen, son dern mit unseren lieben Vatterlands Truppen selbst, wo freilich verwilderte Völker wie zum Beispiel Slawonische, Kroazische, Böhmische, Polnische Regimenter zuge gen waren." Die Wiener schickten einen Hilferuf ins ganze Land. Noch einmal sollte alles mobilisiert werden, um die Revoluhon zu retten. Auch im Salzkammergut hörte man die verzweifelte Bitte. Einige eilten daraufhin nach Wien. Unter anderen Kon rad Deubler, der seinen Gesinnungsgenossen beispringen wollte. Allerdings kam er nicht einmal bis zur Hauptstadt und kehrte unverrichteter Dinge wieder zurück. Die Revoluhon wurde niedergewalzt: „Am 26. Oktober wurde die Stadt angegriffen, gestürmt beschossen, am 3Iten Oktober hatten sie die Vorstadt, nemlich die Leo pold-Stadt; die Kanonen krachten fürchterlich etliche Tage. Mit Kardätschen wurde gestürmt, das die Soldaten wie die Meykefer zusamen purzelten, am Iten Novem ber als am Tage Allerheiligen um halb 6 Uhr abends kämmen sie in die Hauptstadt, plünderten, raubten, mordeten, das die ermordeten haufenweis zusamen fielen, auch außer der Stadt gieng es sehr graußam zu, die größten abscheulichsten Schandthaten wurden verübt, ... Ja, viele behaupten es gleiche der Zerstörung der Stadt Jerusalem..." Der Schlußstrich unter ein halbjähriges Experiment wurde gesetzt. Der Gleichschritt der Waffen triumphierte. Leopold Scheutz faßt die Begebenheiten resi gnierend zusammen: „Eine sehr schrekliche Jahreszeit für die Europäer 1848." Die Revolution war abgeschlossen, die neue Ära forderte neue Gesichter: „Am 2ten Dezember 1848 legte Sr. Majastät Kaiser Ferdinand der Iste seynen Zepter und Krone nieder. Warum? Wird die folgende Zeit und Geschichte lehren; worauf
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