das Ganze mit dem „Mailänder Zigarrenrummel" im Jänner: Die Italiener weigerten sich, die hoch besteuerten Glimmstengel aus Österreich zu rauchen und boykottier ten die Händler. Die dort stationierten Soldaten rauchten deshalb umso mehr („Jeder anständige österreichische Soldat raucht!") und provozierten die Bürger. Bald kam es zu Handgreiflichkeiten und Gewaltakten, bis ein allgemeiner Aufstand ausbrach und die Armee eingesetzt wurde. Schilcher führt aus: „Die Urheber der ganzen Revolution und des Krieges waren die Fürsten des lombardisch-venetianischen Königreiches ... ihr Plan war nämlich, das kaiserliche Militär ... gefangen zu nehmen ... und ... eine Republik zu machen ... Und so kam am 21. März der Befehl von unserem weisen Feldherren (Radetzky) vorzurücken. Den 22. marschierten wir nach Mailand, wo schon Tag und Nacht ohne aufhören gefeuert wurde." Die Trup pen eroberten Mantua, Vicenza und Verona, Mailand fiel erst im August in ihre Hände: „Am 4. 8. kamen wir gen Mailand, wo sich der Feind ... bis auf den letzten Blutstropfen verteidigen sollte." Die Situation für die Verteidiger war nun aussicht los, es wurde Frieden geschlossen. „Der Feind zog bei der Nacht ab und wir am 6. 8. mit Musik in die Stadt ein." Hier fand Johann Schilcher endlich Zeit, den Verwand ten zu Hause nach längerem Schweigen seine Erlebnisse zu schildern. „Ich war 3 Tage und 3 Nächte ununterbrochen dem Gewehr- und Kanonenfeuer ausgesetzt und mir ist nicht ein Haar gekrümmt worden, daß man glaubt, Gott wirkt Wunder ... Darum liebst Eltern erweist dem Höchsten Dank für mich." Schilcher erkundigt sich noch nach den Zuständen zu Hause und bittet die Eltern um ein paar Zeilen. Offensichtlich blieb sein Regiment noch einige Zeit als Besatzung in Mailand statio niert, da noch vom Juli 1849 ein Schreiben seiner Familie an ihn erhalten ist. Nun, da die Revolution im peripheren Italien niedergeschlagen war, hatten die restaurativen Kräfte ausreichend Kraft gesammelt für weiteres Vorgehen: „Geneigter Leser", so spricht uns Leopold Scheutz im Oktober 1848 direkt an, „Mit schreken der Verzweiflung ergreife ich die Feder, ob die junge Freiheit nicht unter die Füßen zertretten wird, und zu Boden geworfen. Nachdem der Krawall oder die Refolution zum dritten Mahl begonnen hat..." Nach der März-Revoluflon und dem Auf stand im Mai setzte nun die Oktober-Revolution den Endpunkt hinter den Zyklus. Viele soziale Gruppen (darunter auch die Arbeiter im Salzkammergut) waren nicht mehr bereit, an einem Umsturz teilzunehmen oder die Veränderung voranzutreiben, sie hatten einiges erreicht und waren zufrieden. Die nationalen Gegensätze waren so weitreichend, daß sich einzelne Nationalitäten mit dem Kaiser gegen andere verbün deten. Der Funke ins Pulverfaß: Aus Wien sollten loyale Truppen verlegt werden, um die Aufstände in Ungarn zu unterbinden. Beim Abrücken kam es zu Zusam menstößen, in deren Folge sich die Revolution entfachte. „Nachdem mehrere verrätherische Sachen auf den Tag kamen, trugen die Wiener große Bedenken, da Lao tour als Verräther erklärt ward, mit Gewalt aufzustürmen und Hand anzulegen, und daher wurde die ... dritte Refolution fertig, die am 5ten und öten Oktober gewaltig ausbrach..." Das Volk bemächtigte sich des Kriegsministers Latour, den es für alles verantwortlich machte und lynchte ihn. Nun war die Zeit zum Eingreifen gekom-
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