wegen der großen Anzahl der Arbeiter und ihrer Entschlossenheit möglich gewesen wäre, unterblieb. Er erfuhr, daß eine Demonstration mehrerer hundert Arbeiter in Ischl für den Pfingstsamstag geplant war, und durch das tatkräftige Eingreifen maß geblicher Personen konnte diese Eskalahon gerade noch abgewendet werden. Sodann überlegte man sich, wie die Bevölkerung beruhigt werden konnte. Sowohl aus humanitären als auch aus praktischen Überlegungen war eine Änderung gebo ten. Schließlich besann man sich auf alte Privilegien der Salinenbediensteten, die ihnen im Jahre 1825 aberkannt wurden: Mit Wirkung vom September 1848 wurden neue Limitopreise (Höchstpreise) eingeführt, den Familien wiederum gratis Getreide zugestanden. Außerdem verbesserten sich die Löhne. Anstatt beispielsweise 15 Kreuzer für ein Pfund Schmalz bezahlten die Käufer nun 10, und anstelle von 40 Pfund Schmalz pro Jahr bekamen die meisten nunmehr 60. Diese weise Vorgangsweise der Salinenleitung befriedigte die Arbeiter und ließ sie aus dem revolutionären Potential ausscheiden. Genau wie die Bauern und Bürger anderswo, war diese Bevölkerungsgruppe nach dem Erreichen gewisser For derungen bzw. nach Änderung von Mißständen nicht mehr bereit, sich an den nach folgenden revolutionären Handlungen zu beteiligen. Spontan nach Bekanntwerden dieser Neuerungen bildete sich eine Menschenmenge, um dem Salinendirektor Pietzner ihren Dank abzustatten. Der Traunsee war gefüllt mit festlich bekränzten Booten, die unter Fackelbeleuchtung dem Wohnhaus des Wohltäters zustrebten. Der Schiffskorso hielt vor der Dienstwohnung, ein Dankestransparent wurde entrollt und unter vielfältigen Böllerschüssen und Glück-auf-Rufen verkündeten die Men schen ihre Freude und ihre Dankbarkeit. Von anderswo drangen weniger erfreuliche Neuigkeiten herein: „Großes und wunderbares und seltsames gibt es in dieser Jahres Zeit 1848. In Italien herscht der graußamste Krieg zwischen Osterreich und Piedmondesern und Italienern, wo die Kanonen krachen, als wenn die Welt zusammen fallen wollte. Und so viele 1.000 Menschen ihr Grab finden". Unter vielen bangten auch einige Familien aus dem Salzkammergut um ihre Söhne. Im Salzkammergut gab es eine lange Tradition, daß die männlichen Bewoh ner vom Kriegsdienst ausgenommen waren. Nur in sehr seltenen Fällen (Ungehor sam) zog man junge Männer zu den Waffen. Im 19. Jahrhundert änderte sich dies, da die Bevölkerung ausreichend angewachsen war, um einen Engpaß in der Produktion durch den Wegfall Militärpflichtiger zu vermeiden. Ab den Napoleonischen Kriegen scheint es fast zur Regel geworden zu sein, daß Jugendliche ins Heer kamen. Für unsere Region war vor allem das Infanterieregiment Nr. 59 in Salzburg (zuerst „Großherzog von Baden", danach „Rainer") und Nr. 14 in Linz („Hessen") Ergän zungsbehörde. Oftmals betrug der Dienst bis zu zehn Jahren. Ein junger Goiserer namens Johann Schilcher war bei der Belagerung Mai lands unter dem legendären Marschall Radetzky dabei, dem Johann Strauß nach seinem Sieg den allseits bekannten Radetzkymarsch widmete. Er schildert uns in einem Brief an seine Eltern vom Spätsommer 1848 seine Erlebnisse. Begonnen hatte ^ Privatbesitz bei den Nachkommen Stieger, Bad Geisern.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2