OÖ. Heimatblätter 1998, 52. Jahrgang, Heft 3/4

Die Erwartung wirtschaftlicher Besserung konnte aber nicht die Sicht ver stellen auf die politische Bühne. Im neugeschaffenen Vertretungsorgan herrschte „Reformstau". Schon im Frühjahr wurde der mit dem Salzkammergut eng verbun dene Onkel Kaiser Ferdinands, Erzherzog Johann, sowohl zum Vorsitzenden des österreichischen Parlaments bestimmt, als auch zum Reichsverweser im Paulskir chenparlament in Frankfurt. Die Sitzungen tagten fortwährend, doch anstatt sich mit Reformen und Zukunftsplänen zu beschäftigen, stritten die Abgesandten um die Verhandlungssprache. Es ging nicht recht weiter. Scheutz hiezu: „In Frankfurt wo die deutsche Nationalversammlung versammelt ist, herscht die größte Zwietracht, wo über 700 Debudierte beysamen sind, seids anfangs May und noch gar kein entscheidenter Blik vorhanden ist. Da wir doch schon im Monat September haben. Auch im Land-Tag in Wien gibt es noch keine Entscheidung, da sie doch schon seyd dem 18ten July beysamen sind." Ungeduldig harrten die Bürger auf Weichenstellungen für die Zukunft. Von viel größerer Bedeutung aber als die schleppenden Diskussionen in Wien und Frankfurt war eine Veränderung im September: „Bey den Salinen Amt, kam der neue Status zum Vorschein. Hier wurde wieder, was Karl Josef von Schüller 1825, das den Arbeitern abgenommene Familien Korn, wieder aufgerichtet, und den meisten Arbeitern der Lohn verbessert. Das Hofkorn wurde jetzt um 48 Kreuzer der Metzen bezahlt, wo vorher vom Status 1831 der Metzen um 1 Gulden 36 Kreuzer Silbergeld bezahlt wurde. Das Pfund Schmalz eher um 15 Kreuzer, jetzt aber um 10 Kreuzer, früher hatten die mehrsten 40 Pfund, das Jahr hindurch, jetzt aber die mehrsten 60 Pfund, und einige 48, einige 36 Pfund." Was war der Hintergrund dieser Maßnahme, wo die sonst so starre Saline eher schnell reagierte und Löhne und Preise neu festsetzte? Bereits im April schrieben die Hallstätter Kumpel an die Salinendirektion nach Gmunden:^ „...wir haben ausgehalten, solange wir konnten, daß aber Not kein Gebot kennt, und wir können kaum noch mehr die nötige Ruhe und Ordnung unter unseren Kameraden aufrechterhalten, wenn uns nicht bald gnädige Abhilfe zuteil wird." Das so wichtige Schmalz, so heißt es weiter, sei zu keinem Preis erhält lich. In der Salinenzentrale nahm man den Hilferuf, der unterschwellig drohende Konsequenzen und Folgen ausmalte, sehr ernst. Gerade in diesen turbulenten Tagen konnte man sich eine Unterbrechung der Salinenarbeit nicht leisten, erstens weil das Kapital aus dem Salzhandel zur Bewältigung der Krise unverzichtbar war und zwei tens weil eine Unruhe unter den Arbeitern zusätzlich Arger machte und die Auf merksamkeit der Behörden band. Die herrschende Situation ließ an die Vergangen heit gemahnen, wo Zusammenrottungen zu regelrechten Aufständen führten.® Der Umsichtigkeit des damaligen Salinendirektors Karl von Pietzner ist es zu verdanken, daß sich die Situation entspannte und eine Revolution im Salzkammergut, die ' Folgendes bei OÖLA, Traunkreisarchiv, Sch. 18. ® Die vorwiegend protestantischen Beschäftigten standen gerade in der Zeit des Geheimprotestantis mus schon automatisch in Opposition zum Kaiserhaus, was eine traditionell politische Sensibilität bewirkte.

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