OÖ. Heimatblätter 1998, 52. Jahrgang, Heft 3/4

Reaktion sich aufhalten und die Garde nur die Aufgabe hat, Vagabunden, welche bei den Adeligen betteln, zu fassen, nächtliche Patrouillen zu unterhalten, damit die Aristokraten ihr fiaupt ruhig auf das Kissen legen können". Die Garde, die hier hart getadelt wird, war die Ischler Nationalgarde. Holzknecht Scheutz schweigt bemer kenswerterweise zur Aufstellung der Nationalgarden, doch mit Hilfe anderer Quel len kann man auch dies erhellen." In Ischl fanden sich schon im März etwa 140 Mann, die unter dem Kom mando des Apothekers Krupitz standen. Andere Orte im Salzkammergut folgten: St. Wolfgang stellte im Mai etwa 60 Mann auf, es folgte im Juni Ebensee mit 130 und im Juli Hallstatt mit 170. Gösau durfte keine Nationalgarde aufstellen, und interes santerweise war man sich auch bei Goisern nicht so einig. Der „Pfarrbezirk Goisern" mit allen Ortschaften beherbergte mehr als 1.000 Menschen, doch der Ort Goisern selbst nur 980. So reagierte man auf die Meldung über die Aufstellung einer Garde beim Traunkreisamt zuerst mit Verwunderung, doch nahm man es dann hin, da man die engagierten Bürger nicht vor den Kopf stoßen wollte. Unter dem Befehl des Arz tes Felix Perndanner formierte sich eine 90 Mann starke Abteilung, die mit „Kugel stutzen mit Hau-Bajonetten" ausgerüstet war, wie man stolz vermeldete. Nur wenige Nationalgarden verfügten über ausreichend Kapital. Die Bürgerwehr aus Hallstatt suchte um Unterstützung an, da „von 166 Mann nur 44 mit Stutzen, 122 aber noch unbewaffnet sind". Einer unter vielen war der später als „Bauernphilosoph" bekannt gewordene Müller Konrad Deubler, der damals die Felsenmühle in Hallstatt bewirt schaftete. Schon zu dieser Zeit wach für Neues und glühender Anhänger der Demo kratie, reihte er sich willig als Gardist in das Korps ein. Diese Garde gab den Bür gern erstmals das Gefühl von Eigenständigkeit und Autorität, worauf sie sehr stolz waren. ZahlreicheAufmärschebei Feierlichkeitenlegen Zeugnis davon ab. Als der Staat wieder erstarkte, geriet diese Truppe zu einem lästigen Relikt, schlief in den fol genden Jahren langsam ein und wurde 1850/51 entwaffnet. Vor allem aber fehlte es dem Staat 1848 an Geld. Schon vorher hatte die Monarchie einen gigantischen Schuldenberg angehäuft; für die Bekämpfung der Revolution und zur Konsolidierung des Kaisertums war eine kräftige Finanzspritze wichtig. Dringend benötigtes Kapital sollte die Verpfändung des Salzkammergutes liefern.' Schon im April 1848 traf eine Eilmeldung der Hofkammer im Münz- und Bergwesen beim Salzoberamt in Gmunden ein, möglichst schnell den Gesamtwert der Saline zu schätzen. Noch bevor dies erfolgte, setzte sich der Finanzminister bereits mit der Nationalbank ins Einvernehmen, eine auf das Salzkammergut besi cherte Anleihe zu emittieren. Der Vorgang war neu, es mußte erst ein Modus geschaffen werden, um dies zu verwirklichen. Schließlich eröffnete man wie bei jedem Grundstück ein Lastenblatt und trug dort eine Hypothek ein. Eine ganze '' Z. B. OÖLA, Landesregierungsarchiv, Sch. 172, Nationalgarde, lokale Chroniken wie: Urstöger, H.-J., Hallstatt-Chronik, Hallstatt 1994, S. 176 f.; Scheutz, H., Chronik von Goisern, Goisern 1949, S. 118, maschinschriftlich. ' Folgendes in: OÖLA, Landesregierungsarchiv, Sch. 148.

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