Die Inflation fraß die gleichbleibenden Löhne und trieb die Preise in die Höhe: 1845 kostete ein Metzen (= ca. 60 1) Weizen in Gmunden 11 Gulden 50 Kreu zer, 1846 14 Gulden 50 Kreuzer, 1847 zu Ostern 16 Gulden und Ende April sogar 21 Gulden 15 Kreuzer. Das entspricht einer Teuerung von nahezu 80% in zwei Jah ren! „Weil das Jahr 1848", beginnt nun Leopold Scheutz seine Ausführungen, „ein besonders Merkwürdiges gewesen ist, so will auch ich den Anfang ganz besondere Aufmerksamkeit schenken. Und meine Chronik aufs neue anfangen, und will es nach meiner einfachen Art und Weiße als ein kleiner Beobachter alle Begebenheiten, von Jahr zu Jahr aufzeichnen, wie ich es vorhin gethan habe. Weil immer bedenkli chere und aufmerksamere Jahre herzutretten. Ich bin gesonnen alles genau, nie etwas zu viel oder zu wenig aufzuzeichnen bis ich zu meinen Vättern versammelt werde."^ „Nicht mit Worten von der harten Winter Stürmen, nehmen wir den Anfang vom Jahr 1848. Sondern merkwürdige Auftritte finden statt in den ersten Tagen die sen angefangenen Jahres." Schon im Jänner drangen Meldungen von Mailand ins Salzkammergut, „wo eine zimlich große Refolution ausbrach, wo auch etliche Solda ten ihr Lebens verlustig wurden". Die Dinge kamen ins Rollen, die Ereignisse über stürzten sich, täglich erfuhr man Neuigkeiten. Im Februar stiegen die Pariser auf die Barrikaden, der König mußte zurücktreten und der Republik Platz machen. Die Welle schwappte über nach Süddeutschland, wo radikale Bürger ihre Rechte einfor derten. „Noch war es im Vatterlande ruhig. Obwohl die Theuerung groß und der Druk der Zeit hart war" erinnert sich Scheutz. „Allein heimlicher Weise wurde fort gearbeitet an der neuen KonstituHon. Oder wie gesagt an besseren Grundsätze, die für das ganze Volk zwekmäßiger begründet." Diese Petition wollten die Bewohner Wiens dem Kaiser vorlegen, wurden aber daran gehindert. Als ein General Schießbefehl erteilte, waren die Menschen nicht mehr zu halten. „Jetzt rüstete sich das Volk zur Gegenwehr, da sie vorher noch immer gewehrlos dastunden." Die Bürger bewaffneten sich und konnten die Ober hand gewinnen. Kaiser Ferdinand I. wurden die Artikel der neuen Verfassung vorge legt: gänzliche Preßfreiheit, - Abschaffung der Stokprügel, - vollkommene Lehrund Lernfreiheit, - Errichtung einer Nationalgarde" etc. „Diese und mehr anderen Artikel wurden Sr. Mayestät dem Kaiser Ferdinand vorgelegt, die er aber am 15ten März 1848 durch großes Vivat rufen unterzeichnete." Ferdinand, mit dem Beinamen der Gütige, war der Situation nicht gewachsen und fügte sich. Osterreich war damit zu einer konstitutionellen Monarchie geworden! Innerhalb kürzester Zeit machte dies die Runde. „Sogleich wurde die neue Konstitution in alle Profinzen der Oster reichischen Monarchie ferbubliziert, wo es auch bey uns in Goisern am 26ten März unter der schönsten Musik, Pöller Schüssen und Trommelschlag verbubliziert wurde." Alle Quellen werden in Originalschreibweise wiedergegeben.
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