„Weil das Jahr 1848 ein besonders Merkwürdiges gewesen ist..." Das Salzkammergut vor 150 Jahren anhand der Erinnerungen eines Holzknechts^ Von Michael Kurz Leopold Scheutz wurde 1806 in der Ortschaft Steinach in Goisern als Sohn einer protestantischen Holzknechtsfamilie geboren. Sehr interessiert an seiner Zeit und seinem Umfeld, fing er schon früh an, ein kleines Büchlein zu führen, wo er die Ereignisse und Begebenheiten festhielt. Im Jahre 1848, gedrängt vom raschen Ablauf der Dinge und im Bewußtsein, eine „historische" Epoche mitzuerleben, begann er seine Aufzeichnungen erneut. Anhand seiner Chronik kann man genau rekonstruieren, was die Bewohner des Salzkammergutes damals bewegte. Einzigartig ist sie deshalb, weil sie „aktuell" geschrieben wurde, das heißt Monat für Monat. So fängt sie die Euphorie der März tage genauso unmittelbar ein, wie die Enttäuschung der Oktobertage. Direkte Auswirkungen gab es hier - wie generell in Oberösterreich - keine. Die Holz- und Salzarbeiter, groß an Anzahl und wegen ihres politischen Gewichtes und ihrer traditionellen Illoyalität^ gefürchtet, verhielten sich ruhig. Vielmehr wollen wir uns mit den Einwirkungen der Revolution beschäftigen, mit der großen Politik, die den „kleinen Mann" beeinflußte. Verwundert betrachteten die Zeitgenossen, was sich in Europa abspielte; aber auch in der engeren Heimat blieb bald kein Stein mehr auf dem anderen: Das Jahr 1848 war ein Wendepunkt, der die nachfolgende Geschichte nachhaltig prägte. Wie überall gingen der Revolution einige ungünstige Jahre voraus: Im Salz kammergut verzeichnete man 1845 eine sehr schlechte Ernte. Das Getreide konnte fast nicht eingebracht werden, da es fast ununterbrochen regnete. Wetterkapriolen kamen hinzu: Im Februar war es sehr kalt, im Sommer nach ausgedehnten Regenfäl len so heiß, daß Pferde beim Traungegenzug verendeten. 1846 war das Getreide ebenfalls nicht ergiebig und die Kartoffeln verfaulten. Der Winter 1846/47 war lang; es schneite bis zum I. Mai. Ende des Monats beendete ein Hagelunwetter die milden Pfingsttage und zerstörte den Großteil der Felder. Bereits Anfang September fiel wieder Schnee. Es war allerdings ein gutes Obstjahr, und mancher Baum wurde von der Last der Frucht und des Schnees zusammengedrückt. Leopold-Scheutz-Chronik. Tagebuch eines Goiserer Holzknechtes 18I7-I819, hrsg. vom Heimatver ein Bad Goisern, 1995, maschinschriftl. 46. S. Immer wieder kam es zu Aufständen und Zusammenrottungen, zu erwähnen ist z.B. der berühmte Salzaufstand der Jahre 1601/02; vgl. Scheichl, F., Der Aufstand der protestantischen Salzarbeiter und Bauern im Salzkammergut 1601 und 1602, Linz 1885.
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