OÖ. Heimatblätter 1997, 51. Jahrgang, Heft 3/4

den Kopf gehauen worden, solchen helle er noch mil dem Schnupfluche zugebunden, und wäre noch ellliche Feldweges gen Ahlsdorff gelaufen, allda er todes verblichen, und ihme dieses Creulz von denen Befreundelen aufgerichtel sey." Von diesem Marterl oder Kreuz haben sich heute allerdings alle Spuren verloren. Der Attersee selbst wird auch oft in seinen Romanen und im Tagebuch er wähnt. So erfahren wir, daß Beer als klei ner Knabe beinahe im See ertrunken wäre. Dies geschah, als ein Kahn um kippte, indem Beer selbst und ein „üppi ger Fischer-Jung" von Litzlberg nach Atter see fuhren.^ Aber auch vom Tod einer ganzen flochzeitsgesellschaft im Attersee ist die Rede. Es ist eine recht interessante Sage, die wir unter Nummer 39 in seinem Ta gebuch finden. Aber lassen wir Beer nun selbst erzählen: „Freveln Ihul kein Gul. In Oberöslerreich liegl im Allergau eine See, Nah mens der Aller vulgo Ader-See. in welchem das gräfliche Khevenhillerische Schloß, Cammer, wie auch Lilzlberg liegl. Dieser See liegl elwan eine Slund von Sl. Georgen, gibl gule Fische, und gefrürel gemeiniglich in harten Wintern, wie andere Wasser hart zu, also daß man mil Wägen darüber fahren und reullen kann. Zu unserer Großväter Zeilen hielte ein Bauer Winterszeit über der See Hochzeit. Er gieng mil seinen Hochzeits Gästen, bey eltlich 20. hdann hinüber in sein Dorff. Dort käme sie allesamml eine lusl an, zu guter letzte auf dem Eise ein Tänzlein zu Ihun. Geht also braut und Bräutigam samt allen anderen zu Paar und Paaren wieder auf die gefrorene See, der Sack pfeiffer aber bleibt draussen auf dem Rande sit zen, kaum aberhaben die Frevler zu lanlzen an gefangen, brache daß Eiß unter ihnen, daß von der ganzen Gesellschaft niemand ausser der sackpfeiffer am leben bliebe. Die Geschieht ist hernach in Stein gehauen worden. O ihr Arme! Ich wünsche Euch allen, das ihr nicht seid gefallen, vom kalten in das warme! Es scheint, daß Beer die Sage fälsch lich auf den Attersee bezogen hat. Die selbe ist nämlich auch vom Wolfgangsee auf uns gekommen, und dort befindet sich das sogenannte Hochzeitskreuz in der Nähe von St. Gilgen (mit einer In schrift von 1609). Die Verwechslung Beers könnte man vielleicht dadurch er klären: Der Wolfgangsee wurde früher Abersee genannt. Der Name klingt also ähnlich wie Atter- oder Adersee. Uber seine Kindheit in St. Georgen erzählt Beer noch des öfteren in seiner Autobiographie. Aus diesen Darstellun gen kann man sich ein einigermaßen gu tes Bild vom Leben der Bevölkerung in einem Markt oder Dorf dieser Zeit ma chen. Auch von den Pestjahren, die Oberösterreich um die Mitte des 17. Jahrhunderts heimsuchten, wird er zählt. Laut Beer war die Pest 1645 in St. Georgen. In einer kleinen Anekdote berichtet er von einer „wunderlichen Pest Cur", die sein Vater, Wolfgang Beer, an ei nem Nachbarn durchführte.® Beers Familie war, wie die meisten seiner Zeit, an Kindern reich. Sie hatten 15 Kinder, von denen Johann das sie bente war. Doch ist dies nicht verwun derlich, da die Sterberate bei denselben ziemlich hoch lag. So erfahren wir von Johann Beer über den Tod seiner beiden Brüder folgendes:' In meiner Jugend, etwan im vierten oder fünften Jahr gienge ich mit mei nen zweyen Brüdern, Abraham und Gottlieben ^ Siehe TB, S. 19. " Siehe TB Nr. 32, S. 115. ' Siehe TB Nr. 41, S. 128.

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