OÖ. Heimatblätter 1997, 51. Jahrgang, Heft 3/4

Oberösterreichische Landschaft^ Geschichte und Bevölkerung im literarischen Schaffen Johann Reers Von Klaus Petermayr „Die oberösterreichische Landschaft ist eine unter denen Vornehmsten des Teutschlandes. Ihre herrliche Situation, und die gesunde Lufft haben sie allenthalben, noch mehr aber ihre schönen Gebäude bekannt gemacht, mit welchen sie so wol als das Latium pranget. Die Höflich keit der Einwohner hat denen Ausländern alle zeit zu einer Verwunderung gedienet und dannenhero ist dem Osterreich der rühmliche Name zugewachsen, daß es vor allen anderen Ländern die sich gegen Orient befunden billich das Höfli che genennet wirdO So beginnt ein Page in Johann Beers Roman Die kurtzweiligen Sommer-Täge seine Heimat Oberöster reich zu beschreiben. Johann Beer (1655-1700), der be kannte Barockdichter, stammte aus St. Georgen im Attergau. Obwohl er nur bis zu seinem 15. Lebensjahr in Ober österreich lebte und dann über Regens burg nach Weißenfels in Thüringen kam, hat er seine Heimat nie vergessen. In vie len seiner Romane und Erzählungen fin det man Anspielungen auf Oberöster reich und ganz besonders auf den Attergau. Die ausführlichsten Beschreibungen beinhalten die schon erwähnten SommerTägen und seine erst kürzlich wiederent deckte Autobiographie. Diese Darstel lungen seiner Heimat sind keine großen topographischen Schilderungen, viel mehr spiegeln sie das Leben der einfa chen Landbevölkerung in der Barockzeit wider und sind deshalb von großem In teresse für uns. Beers Autobiographie und seine „Sommer-Täge" Im Jahre 1963 fand man die bisher unbeachtete Autobiographie Beers im Stadtarchiv Erfurt. Später wurde sie dann der Stadt Weißenfels überlassen. Heute fehlt leider wieder jede Spur des Exemplars. Es verschwand aus dem Ar chiv und ist bisher nicht mehr aufge taucht. Gott sei Dank übertrug und kommentierte aber Adolf Schmiedecke dieses Tagebuch Beers,^ und so ist es uns bis heute (über den Buchhandel) zu gänglich. Formell gliedert sich seine Biogra phie in zwei Teile: Der erste ist eine chro nologische Abfolge der Jahre, in denen eigentlich relativ wenig über Beers eige nes Leben geschrieben steht. Selten fin det man einen Hinweis auf ein literari sches Werk. Die Erwähnung von musi kalischen Werken aus seiner Feder kommt dagegen schon häufiger vor. Was hingegen ständig aufgezählt wird, sind die Geburtstage seiner Kinder, die er immer im Zusammenhang mit dem dazugehörigen Sternzeichen bringt. ' Johann Beer, Die kurtzweiligen Sommer-Täge, 1683, o. O., S. 659. ^ Johann Beer, sein Leben von ihm selbst erzählt; herausgegeben von Adolf Schmiedecke mit ei nem Vorwort von Richard Alewyn (im Folgen den immer als TB zitiert), Göttingen 1965.

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