Schrift „Die deutsche Ideologie" und überhaupt im Marxismus. Sie stellen die Ideologie in das Verhältnis von fal schem, verkehrtem, illusionärem Be wußtsein (falsche Ideologie) einerseits und wissenschaftlicher Ideologie als Ideologie der Arbeiterklasse anderer seits. Durch Marx und Engels erhält Ideologie somit einen doppelten Be griffsinhalt (wissenschaftliche und un wissenschaftliche Ideologie), denn in der Ideologie wird ein posihves und negati ves Element gesehen. Im negativen Sinn ist Ideologie der Ausdruck bestimmter Interessen, sie dient zur Absicherung des einmal Gewordenen gegenüber dem neu Werdenden, indem die herrschende Klasse bestimmte Ideen zur Legitimie rung ihrer Position benützt; die unter drückte Klasse akzeptiert mit diesen Ideen auch die gegebenen Machtverhält nisse. Marx sieht sich als Aufdecker des „falschen" Bewußtseins, das aus einer „falschen" Wirklichkeit kommt, die aller dings veränderbar und zu ändern ist. (II. Feuerbach-These: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpre tiert, es kömmt darauf an, sie zu verän dern.") Der ideologische „Uberbau", den die traditionelle Philosophie und die Reli gion (als Opium für das Volk) abstützen, steht also - so Marx - im Dienste der Stabilisierung des ökonomischen „Un terbaus". Und ihr Exekutor sei der Staat mit seinem Gewaltmonopol; eine An nahme, die aber seit dem Ende der mit teleuropäischen Monarchien überholt ist, da seither Klassenkompromisse die Regel sind; dies als Folge der gewachse nen Macht der - um in der Marx-Termi nologie zu bleiben - „unterdrückten Klassen", die vielfach zur „herrschenden Klasse" mit teils bourgeoishaften Zügen geworden sind. Der Ideologiebegriff ist schillernd und vielfältig. Ehe man in das Meer der Begriffe eintaucht, die ihm vom breiten Strom der Ideologiebücher immer wie der zugetragen werden, sollte man, um der Gefahr des Ertrinkens in diesem Be griffsmeer zu entgehen, eine Art von speziellem Taucherkurs absolvieren, in dem man die wesentlichsten Begriffsun terscheidungen etwa im Katholischen Soziallexikon (Styria-Verlag, 1980) nach schlägt. Eine in bezug auf die Politik, die neben der Philosophie und Staatslehre der Haupttummelplatz des Ideologi schen ist, praktische Unterscheidung lie fert Felix Ermacora in seinem „Grundriß einer allgemeinen Staatslehre" (1979): „Ideologie ist Weltanschauung, aber auch eine Theorie, die ein Sonderinter esse durch das Allgemeininteresse zu le gitimieren versucht - unter Verschleie rung dieses Vorganges. Dieser Ver schleierungsvorgang wird vor allem mit Schlagworten versucht. Um der klareren Wortbedeutung willen wird man die po sitive Seite des Ideologiebegriffes als weltanschauliche Idee, die negative Seite des Ideologiebegriffes als seine schlag worthafte Verallgemeinerung und daher als eine illegitime Verabsolutierung des Relativen anzusehen haben. Alle politi schen Ideenkreise weisen - mehr oder minder umfangreich - Elemente „positi ver" Ideen auf, sie haben aber auch „ne gative" Inhalte, die sich im verdummen den Schlagworthaften ausdrücken. Ich würde diese negative, schlagworthafte Seite des polihschen Ideenkreises als die Ideologie, die positive Seite als die Welt anschauung oder politische Idee be zeichnen" (Seite 33).
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