Pfarre. Am 2. Jänner 1915 wurde St. Pe ter schließlich nach Linz eingemeindet. Damals war das Gebiet an der Traunmündung vor allem als Gemüselieferant für die Landeshauptstadt von Bedeu tung, auch die Fischerei spielte eine nicht unbeträchtliche Rolle, wenngleich sie durch die Regulierungen an Donau und Traun immer wieder Einbußen erlitt. Die Errichtung einer bis 1938 in Betrieb ge wesenen Fischzuchtanstalt nahe der Kir che, an der Großquelle von St. Peter ge legen, konnte diese Verluste nicht aus gleichen. Für die Stadtbewohner war die Aulandschaft ein gerne besuchtes Nah erholungsgebiet. Das Ende des Ortes St. Peter kam mit dem „Anschluß" Österreichs an Großdeutschland und mit der Entschei dung, in Linz Großindustrie anzusie deln. Schon früher hatte es Pläne für ein Idüttenwerk in Linz gegeben, das wegen seiner verkehrsgünstigen Lage an der Donau für derartige Vorhaben beson ders geeignet erschien. Als Standort wurde das Gebiet von St. Peter ausge wählt, nördlich der Bahnlinie Linz-Summerau sollten die „Stickstoffwerke Ost mark AG" (derzeit Agrolinz Melamin Gmbid mit diversen Zweigbetrieben) entstehen, südlich davon bis hin zur Traun die „Reichswerke fJermann Göring" (derzeit VOEST-ALPINE Stahl Linz mit diversen Zweigbetrieben), der bis heute größte eisenverarbeitende Be trieb Österreichs. Das Ortszentrum von St. Peter und die umliegenden Häuser und Höfe mußten also der Industrie wei chen, die Menschen ihre Heimstätten verlassen. Am 13. Mai 1938 nahm Her mann Göring als Beauftragter für den Vierjahresplan den Spatenstich für die Hütte Linz vor. Bald setzte die Absiedelung des Stadtteiles ein, am Keferfeld, Spallerhof und Bindermichl fanden die Bewohner in rasch errichteten Siedlun gen neue Wohnungen, dennoch dürfte vielen der so rasche und erzwungene Abschied von St. Peter nicht leichtgefal len sein. Leider gibt die Pfarrchronik über die Ereignisse dieser Tage keine Auskunft, die Eintragungen enden mit dem Jahr 1936. Am 29. Juni 1939 wurde zum Patrozinium die letzte Messe in der Kirche von St. Peter gefeiert, der anschließende Kirchtag verlief in sehr gedrückter Stim mung, wie einem Zeitungsbericht zu entnehmen ist. Die Gräber von St. Peter wurden in den Friedhof von Kleinmün chen umgebettet, wo hiefür eine eigene Sektion entstand. Um den Erlös aus dem Verkauf der Pfarrgründe konnte von der israelitischen Kultusgemeinde ein Wohnhaus in Linz, Schubertstraße 29 er worben werden, das kurzfristig zum Sitz des Pfarrers wurde; die Seelsorge für den Bereich St. Peter übernahm die Pfarre Kleinmünchen mit der damaligen Expositur St. Antonius. Mit dem Bau fortschritt der Industrieanlagen und der bald vollzogenen vollständigen Absiedelung wurde diese Betreuung einge stellt. Der letzte Pfarrer des alten St. Peter war Ludwig Aspöck. Er wurde am 6. Au gust 1884 geboren, erlernte zunächst das Schneiderhandwerk, holte im zweiten Bildungsweg die Matura nach und wandte sich dem Priesterberuf zu. Den Pfarrerposten in St. Peter trat er 1921 an. Ein Schlaglicht auf seinen Charakter wirft der Umstand, daß er dafür sorgte, daß der Kaufpreis des Hauses Schubert straße umgehend an die israelitische Kultusgemeinde ausbezahlt wurde, was
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