OÖ. Heimatblätter 1997, 51. Jahrgang, Heft 3/4

Dieser Gattung der Naturlieder ist noch der 1890 auf einen Text von Franz Grillparzer komponierte Männerchor mit Tenor-Solo Träumen und Wachen (WAB 87) zuzuzählen. Viele Autoren haben immer wieder versucht, in Bruckners Werken das „Osterreichische" und vielleicht auch Volkstümliches zu hören, zu finden, ha ben es in sein Werk gleichsam hineinin terpretiert. Zur Zeit Bruckners und vor allem in den zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts war diese Tendenz im Bruckner-Schrifttum sehr stark zu spü ren. So schrieb etwa Franz Gräflinger im Jahre 1921:^" „Wie Bruckner als Mensch erst völlig richtig zu verstehen ist, wenn man ihn auch als echten Oherösterreichischer ...zu wer ten und zu typisieren vermag, muß man auch seine Werke als Schaffensprodukte betrachten, die mit dem Boden, auf dem sie entstanden sind, aufs innigste verwachsen sind. Bruckners Mu sik ist durch und durch hodenständig, es klingt und weht heimatlicher Odem darin." Vor al lem in seinen Symphonien fühlte, er ahnte man die Landschaft, die Men schen, die Natur Österreichs und spezi ell Oberösterreichs. Aber auch in Bruck ners Chorwerken sah Gräflinger die österreichische Landschaft: „Von den welt lichen Chorwerken gehen schon die Titel: ,Ahendhimmel', ,Herhstlied', ,Mitternacht', ,Das hohe Lied' (Brummstimmen sollen das Murmeln des Baches, das Rauschen der Mühle veranschaulichen), ,Ahendzauher', ,Um Mitter nacht', ,Träumen und Wachen', ,Helgoland', von den Liedern: ,Aus Amaranihs Waldlieder' [sie!], ,Lm April' - von den verschiedensten landschaftlichen Stimmungsbildern Zeugnis." Doch wie aus diesem Textzitat zu er sehen ist, finden sich lediglich atmo sphärische Stimmungen sowie Assozia tionen an Volksmusik. Volksmusik an sich sind Bruckners Chöre jedoch kei neswegs - auch nicht in dem Sinne, daß sie populär geworden wären, von eini gen Ausnahmen abgesehen. fJeute sind sie weitgehend der Vergessenheit an heimgefallen, und erst in unserer auf Ra ritäten fixierten Zeit nimmt man sich ih rer langsam wieder an. Anhang Bruckners weltliche Chorwerke für Männerstimmen (in chronologischer Folge) 1843: An dem Feste (WAB 59), vierst. Männerchor a cappella; Festlied (WAB 67), vierst. Männerchor a cappella; Tafel lied (WAB 86), vierst. Männerchor a cap pella 1845: Das Lied vom deutschen Vaterland (WAB 78), vierst. Männerchor a cappella 1846: Ständchen (WAB 84), Männer quartett mit Brummstimmen und TenorSolo a cappella 1847: Der Lehrerstand (WAB 77), vierst. Männerchor a cappella 1848: Sternschnuppen (WAB 85), Män nerquartett a cappella 1851: Das edle Herz (WAB 65), vierst. Männerchor a cappella; Die Gehurt (WAB 61), vierst. Männerchor a cap pella; 2 Sängersprüche (WAB 83), vierst. Männerchor a cappella 1854: Laßt Juheltöne laut erklingen (WAB 76), vierst. Männerchor und Blä ser 1855: Des Dankes Wort sei mir vergönnt (WAB 62), fünfst. Männerchor mit Te nor- und Baß-Solo a cappella Anton Bruckner als Landschafter, in: Neue Mu sikzeitung 1921, S. 391.

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