Naturlieder Ais Naturlieder sind folgende Werke Bruckners zu bezeichnen: Aus der Flori aner Zeit Bruckners stammen die beiden Männerquartette Ständchen (WAB 84) aus dem Jahre 1846 und Sternschnuppen (WAB 85) aus dem Jahre 1848. Im Ständchen setzte Bruckner erstmals die damals sehr beliebten „Brummstimmen" ein. Brumm- oder Summstimmen bedeuten „Gesang ohne Worte und mit geschlossenem Mund, so daß der Ton brummend durch die Nase kommt"}^ Auch andere Komponi sten, wie beispielsweise Anton M. Storch {Nächtlicher Gruß), aber auch Ri chard Wagner (Summchor im Fliegenden Holländer), verwendeten dieses Stilmittel, das uns heute nur mehr als musikali sches Kuriosum erscheint. Aus der Linzer Zeit stammen zwei Vertonungen eines Textes von Joseph Chrishan Zedlitz; 1861/62 Der Abendhim mel (WAB 55) für Männerquartett und 1866 Der Abendhimmel (WAB 56) für viershmmigen Männerchor. In derselben Zeit vertonte Bruckner auch einen Text von Robert Prutz zweimal: Um Mitter nacht. Einmal als viershmmigen Männer chor mit Alt-Solo und Klavierbegleitung (WAB 89 aus 1864) und einmal als vier stimmigen Männerchor a cappella mit Tenor-Solo (WAB 90 aus 1866), beide Male jedoch mit Brummshmmen. In bei den Werken wird versucht, den „Zauber einer Mitternacht"^^ durch Brummstim men darzustellen. Der dritte Chor dieser Art entstand 1870 auf einen Text von Jo sef Mendelssohn: Mitternacht (WAB 80) verwendet hingegen keine Brummshm men. Von Ernst Kurth wurde dieses Werk als „frühromantische Mondscheinlyrik" bezeichnet.^" Das 1876 entstandene Das hohe Lied (WAB 74) auf einen Text von ffeinrich von der Mathg wird als reinste „Liederta fel-Romantik" bezeichnet.^' Der Text schil dert die Abendshmmung, das Murmeln des Baches, das Rauschen des Mühlra des wieder durch den Einsatz von Brummstimmen. Im Tale rauscht die Mühle Und stört des Wand'rers Lied, Bis er durch Waldesdunkel ffin auf die Berge flieht, (usw.) Für Ernst Kurth ist das Werk „ein echt romantischer Liedgedanke voll Naturstimmung und Weitensehnsucht", das „ein Weben und Rauschen in der Natur" darstelle.^'' Ein bemerkenswertes Beispiel für ein Naturlied Bruckners ist der Chor Abend zauber für Tenorbaritonsolo, viershmmi gen Männerchor, drei Fern-Frauenstimmen und vier Idörner aus dem Jahre 1866 auf einen Text von Heinrich von der Mattig. Hier verwendete Bruckner Elemente der Volksmusik Der See träumt zwischen Felsen, Es flüstert sanft der Hain. Den Bergeshang beleuchtet Des Mondes Silberschein. Und aus dem Waldesdunkel Hallt Nachtigallensang Und mit dem See wehn Lieder Mit zauberhaftem Klang, (usw.) Riemann-Musiklexikon, Sachteil. Mainz 1967, S. 125. " Max Auer, Anton Bruckner. Zürch - Leipzig - Wien 1923, S. 399 " Ernst Kurth, Bruckner. Leben und Werk 2. Ber lin 1925, S. 1308. " Göllerich/Auer 4/1, S. 425. Kurth 2, S. 1307. " Göllerich/Auer 4/1, S. 489.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2