und volksthümliche Melodie" vergeben wer den.Das Preisgericht kam schließlich „zu dem einhellig geschöpften Erkenntnisse daß keine der eingesendeten 1320 Compositionen den Bedingungen der Preis-Ausschreibung gemäß die Eignung besitzt, mit diesem Preise ge krönt zu werdenA^ - Also hatte auch Bruckner diesen Anforderungen nicht entsprechen können. Göllerich/Auer hingegen bezeichnen es als „das knappe, von kraftvoller Volkstümlichkeit durchwehte Stück"}' Der beim 1883 in Wels stattfinden den Sängerbundesfest uraufgeführte und dem Vater des Bruckner-Biogra phen, August Göllerich sen., gewidmete Chor Sängerbund (WAB 82) stellt in Text und Komposihon ein prägnantes Bei spiel für den Typus des Vaterlandsliedes dar. Der wahrscheinlich von Heinrich von der Mattig stammende Text^° wurde später mit Zustimmung Bruckners vom Linzer Stadtbuchhalter Karl Kersch baum verallgemeinert und entsprach nun ganz dem Ideal eines Vaterlandslie des: Nichts Schön'res auf der ganzen Erde als froher Sang am Heimatherde, lobpreisend deutsche Sitt' und Treu. Es dringt hinaus von Kreis zu Kreise und es ertönt in Festesweise das deutsche Lied so frisch und frei! (usw.) Schon die Tempovorgabe „Feierlich, kräftig, markiert" kennzeichnet den Typus des Festchores. Die vier Strophen sind jeweils zweiteilig, in achttaktigen Peri oden gebaut: auf den „Feierlich, kräftig, markiert" vorgeschriebenen ersten Teil folgt ein zweiter, „etwas langsamer" vorge tragener Abschnitt. „Festliche C-Dur-Fanfaren" - so Göllerich/Auer - leiten den Chor ein. Die zweite Strophe weicht vom vorgegebenen Schema etwas ab, in dem Bruckner hier den zweiten Teil auf 19 Takte erweitert. An dieser Stelle zitiert er das schon erwähnte, damals allseits bekannte und vielfach gesungene Deut sche Lied von Joharm Wenzeslaus Kalliwoda, das „damals als besonderer Ausdruck nationaler Begeisterung" galt.^^ Auch die vierte Strophe weicht vom Schema ab: der Endzweck des „deutschen Liedes", näm lich „für Freiheit und fürs Vaterland", erklingt im dreifachen Forte mit der Vortragsbe zeichnung „blitzend" und mündet in die als „sehr breit" bezeichnete Schlußpassage (Musikbeispiel). Weiters sind dieser Gattung noch Das deutsche Lied (Der deutsche Gesang) (WAB 63), das beim Deutschen Akade mischen Sängerfest 1892 in Salzburg ur aufgeführt wurde, sowie das wieder auf einen Text von Silberstein und als Ghorballade bezeichnete Werk Helgoland (WAB 71) zuzuzählen. Diesen vierstim migen Männerchor mit Instrumentalbe gleitung schrieb Bruckner anläßlich des 50jährigen Bestandes des Wiener Män nergesang-Vereins. Deutsche Zeitung I. Jänner 1882. Deutsche Zeitung 16. April 1882. Göllerich/Auer 3/1, S. 105. Die Sängerfeste unserer Städte / Erwecken bil dend um die Wette / Den Sinn für Tonkunst und Gesang. / Es dringt hinaus von Kreis zu Kreise / Und heut' ertönt in Festesweise / Das deutsche Lied mit hellem Klang. I Wir halten fest und treu am Bunde, / Den an der Traun in dieser Stunde / Erneuern wir mit Herz und Hand: / In Lied und Tat, frei ohne Zagen, / So werden wir das Höchste wagen / Für Freiheit und für's Vaterland. Göllerich/Auer 4/2, S. 54.
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