OÖ. Heimatblätter 1997, 51. Jahrgang, Heft 3/4

für das Konzertleben. Bruckners Bei träge zu dieser Gattung sind von unter schiedlicher Qualität. Er schrieb Werke für Männerquartett, Männerchor sowie gemischten Chor mit oder ohne Instru mentalbegleitung oder Solostimmen (siehe dazu die Tabelle im Anhang), aber auch Lieder für eine Singstimme mit Klavier. Viele davon waren für be stimmte Personen oder zu einem be stimmten Anlaß komponiert. Schon die Auswahl der Texte stellt Bruckner ganz in die Tradihon seiner Zeit. Von den bereits erwähnten The mengruppen sind bei Bruckner vor al lem die Vaterlands- und Naturlieder ver treten. - Hier sei nun auf einige dieser Werke genauer hingewiesen. Vaterlandslieder Diese Gattung hat Bruckner selbst oft miterlebt, sowohl als ausübendes Mitglied der Liedertafel „Frohsinn" wie auch als deren Chormeister. In dieser Funktion hat er mit der Liedertafel er folgreich am ersten deutsch-österreichi schen Sängerfest in Krems und am Gro ßen Deutschen Sängerfest in Nürnberg, die beide im Jahre 1861 stattfanden, teil genommen. Als Vaterlandslieder, d. h. Lieder mit nationalem Inhalt, sind folgende Werke Bruckners zu bezeichnen: das 1845 in St. Florian geschriebene Das Lied vom deut schen Vaterland (WAB 78) ist dem bereits erwähnten Hans Schläger gewidmet. Der Text, dessen Dichter unbekannt ist, beginnt mit den Worten: „Wohlauf, ihr Ge nossen, stimmt an, und hört ihr die Hörner nicht dröhnen?". Schläger widmete als Dank dafür Bruckner sein Kriegslied der Deutschen. Für den Empfang der kaiserli chen Braut Elisabeth, die auf der Reise zur Hochzeit nach Wien im April 1854 in Linz Station machte, schrieb Bruckner den Festchor Laßt fuheltöne laut erklingen (WAB 76), dessen Aufführung jedoch nicht gesichert ist. Für das 1. Oberöster reichisch-salzburgische Sängerfest, das im Juni 1865 in Linz stattfand, kompo nierte er 1863 den Chor Germanenzug (WAB 70) auf einen Text von August Sil berstein. Der vierstimmige Männerchor mit Bläserbegleitung konnte allerdings nur den zweiten Preis erringen. Eines der kürzesten Werke Bruckners ist das 1866 ebenfalls auf einen Text von Silberstein komponierte Vaterländische Weinlied (WAB 91). Im selben Jahr entstand, wie der auf einen Text von Silberstein, das dem Niederösterreichischen Sänger bund gewidmete Vaterlandslied (WAB 92). Das mit dem irreführenden Titel Volkslied (WAB 94) bezeichnete Werk ent stand im Jahre 1882 aufgrund eines Preisausschreibens^*^ auf einen Text von Josef Winter - der ursprüngliche Titel des Gedichtes lautete „Lied der Deutschen in Oesterreich": Anheben laßt uns all zusamm' Ein Lied von starkem Klange, In Osterreich den deutschen Stamm Laßt preisen uns mit Sange. Die auch die Ostmark einst gestellt. Dem Feind den Weg zu weisen, Sie stehen heut noch im Feld Und halten blank ihr Eisen, (usw.) Der Aufruf zur Vertonung dieses Textes lautete folgendermaßen: der Preis sollte „für eine schöne und zugleich einfache Eine Hymne für das deutsche Volk in Oester reich (Aufruf zur Preisbewerbung), in: Deut sche Zeitung 16. Oktober 1881.

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