Frühzeit (Michael Haydn und C. F. Zel ter) über das volksmusikalische chori sche Gemeinschaftserlebnis zur vater ländischen Volksbewegung spiegelt sich vor allem im Repertoire.® Von Interesse ist hier vor allem das Repertoire der beiden großen Linzer Ge sangvereine: der Liedertafel „Frohsinn" und des Männergesang-Vereines Sänger bund. Die Durchsicht der Jahresberichte beider Vereine für die Jahre 1845 bzw. 1858 bis 1868' - also für Bruckners Jahre in Oberösterreich - ergab eine deutliche thematische Systematisierung der Chö re;^® Vaterlandslieder, Naturlieder, Liebeslieder und auch Trinklieder. Vor allem die erste Gruppe der sogenannten Vaterlandslieder war im Repertoire sehr stark vertreten, was allein aus der politi schen Situation der fünfziger und sechzi ger Jahre des vorigen Jahrhunderts zu er klären ist. Auch bestimmte politische Anlässe förderten die Entstehung von nationalen Liedern. Gerade die Vaterlandslieder konnten beim Publikum wegen ihrer brisanten politischen Bedeutung große Erfolge er zielen. Hier sind vor allem Lieder von Franz Abt {„Deutschland hoch"), Engelbert Lanz {Der Geist des deutschen Liedes), Julius Otto {Das treue deutsche Herz), Karl Santner {Oherösterreich auf einen Text von Au gust Göllerich, „Das ganze Deutschland", Österreichers Lied), J. E. Schmölzer {Unser Vaterland), Anton M. Storch {„Ermann Dich Deutschland", Heimat), Zöllner {Bun desstaaten, Nationalmarsch.) sowie weitere Chöre von Konradin Kreutzer, Friedrich Wilhelm Kücken, Franz Lachner oder Heinrich Marschner zu nennen. Am häufigsten aufgeführt wurden Gustav Reichardts Lied Des Deutschen Vaterland aus dem Jahre 1825 auf einen Text von Ernst Moritz Arndt aus dem Jahre 1813 sowie Johann Wenzel Kalliwodas Das deutsche Lied aus dem Jahr 1838 auf einen Text von Heinrich Weismann. Die zweite große Gruppe, zu der Bruckner ebenfalls seine Beiträge gelei stet hat, sind die sogenannten Naturlie der, die im Repertoire der Linzer Ge sangvereine sehr stark vertreten waren. Gerade hier kamen spezielle Kompositi onstechniken wie zum Beispiel Brumm stimmen und jodlerartige Wendungen für die Schilderungen von Naturszene rien zum Einsatz. Besonders häufig wurden Werke vor allem von folgenden Komponisten ge sungen: An erster Stelle ist hier wieder Franz Abt zu nennen, weiters Esser {Ge sang im Grünen, Frühlingslied, Frösche und Unken, Frühling ist ein starker Held), Fischer {Meeres Stille und glückliche Fahrt, Waldeslied, Waldvöglein, Röslein im Walde, Ihr liehen Bäumchen), Conradin Kreutzer {MärzNacht, Frühlings Nahen), Ferdinand Möhring {Die linden Lüfte sind erwacht) usw. Zu einem der beliebtesten Komponi sten zählte der bereits erwähnte Franz Abt (1819-1885), seit 1864 Ehrenmitglied der Liedertafel „Frohsinn", der vor allem im Repertoire des Männergesang-Ver eins Sängerhund mit vielen Chören vertre ten war (31 Werke in 93 Aufführungen). ® Die Musik in Geschichte und Gegenwart 8. Kassel - Basel 1960, Sp. 1462. ' Als Quellen dienen dazu vor allem die Materia lien der Liedertafel „Frohsinn", die sich heute im Besitz der Linzer Singakademie befinden. Wei ters die Chroniken der Liedertafel „Frohsinn" sowie Franz Brunner, Der Linzer Musikverein 1821-1901. Linz 1901. Zu dieser Definition vgl. Karl Gustav Feilerer, Studien zur Musik des 19. Jahrhunderts, in: Musik und Musikleben im 19. Jahrhundert 1. Regensburg 1984, S. 228.
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