OÖ. Heimatblätter 1997, 51. Jahrgang, Heft 3/4

Kultur braucht tiefe Wurzeln und weite Horizonte^ Von Helmut Renöckl Die Einrichtungen der Volkskultur haben eine große und schöne Aufgabe: „Die emotionalen und schöpferischen Kräfte der Menschen zu wecken und zu ent falten, die Gestaltung sozialer Beziehungen im Spannungsfeld zwischen Tradition und Neuem zu fördern und dies eingebettet in unser Land als Heimat. Wir Men schen brauchen Heimat als Raum der Verwurzelung und Geborgenheit. Heimat ist und bleibt aber nur durch unser bewußtes kulturelles Mitgestalten wirklich Hei mat."^ Ich vertrete entschieden einen umfassenden Kulturbegriff: „Kultur" umfaßt die menschenwürdige Gestaltung unseres Lebens und unserer Umwelt insgesamt, beschränkt sich beispielsweise nicht auf Kunst, Musik, Theater, Literatur ..., so unverzichtbar diese für die Kultur sind. Volkskultur ist keinesfalls auf bloße Verzie rung des Lebens oder auf Idyllen am Rand zu reduzieren. Kein wichtiger Bereich, keine wesentliche Dimension darf ausgelassen werden, auch nicht Wirtschaft und Technik, weder der persönliche, häusliche, noch der öffentliche, politische Bereich, andernfalls herrscht in den ausgelassenen Bereichen und insgesamt Unkultur statt Kultur. Diese umfassende Perspektive muß Anliegen echter Volkskultur sein. Volks kulturell engagierte Menschen und Einrichtungen widmen sich in aller Regel jeweils einem konkreten Anliegen. Dies steht nicht im Gegensatz zum geforderten weiten Horizont, wenn dies als Beitrag, als Mosaikstein zum großen Ganzen verstanden und praktiziert wird. Die Aspekte der Kunst und der Volkskunde wurden im Rahmen dieser Tagung speziell behandelt. Ich möchte den Blick auf die gegenwärtigen, durchaus dramatischen Veränderungen unseres Landes, unserer Heimat richten und die damit gegebenen kulturellen Gestaltungsaufgaben verdeutlichen. Vortrag, für die Publikation bearbeitet, im Rahmen der 5. Jahrestagung des „Oberösterreichischen Fo rums Volkskultur" am 15. 3. 1997 im Bildungshaus Stift Reichersberg, gewidmet den vielen, die in den Mitgliedseinrichtungen ehrenamtlich wertvolle Kulturbeiträge ermöglichen, und speziell Herrn Hofrat Dr. Dietmar Assmann, dem langjährigen Inspirator und Förderer der Volkskultur und Er wachsenenbildung in Oberösterreich, anläßlich seines Umstiegs in die „Phase des freien Schaffens". Der Autor lehrt philosophische Ethik an der Theologischen und Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät in Linz, hat den Lehrstuhl für Theologische Ethik, Sozialethik und ethische Bildung an der Theologischen Fakultät Budweis und ist Referent für Theologische Erwachsenenbildung im Pastoral amt der Diözese Linz. ■ Sinngemäß zitiert aus D. Assmann: Bildungsauftrag Volkskultur - Forum Volkskultur. In; 40 Jahre Verband Österreichischer Bildungswerke. Wien 1994, S. 53.

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