ner zitiert darin ein oberösterreichisches Volkslied {„Dirndal, merk dir den Bam"), dessen Text für ihn unter Umständen da mals - in der Phase der Verliebtheit in Louise Bogner - von Bedeutung war: Dirndal, merk dir den Bam, wo ma zsammkema san, wachst in Winter hei Eis und Schnee a Bleamal auf d' Höh! Ei du narrischer Bua, bist ja voller Faxen, ei, wie kann denn im Winter a Bleamal wachsen? Redst allweil von Gernhahn, redst allweil von Liahn, redst allweil von Vogalfang, und siach nia koan fliagn. Redst allweil vom Furtgehn, von Urlaub nehma, i wir wohl amal furtgehn und neama kema! Ansonsten, in seinen großen Wer ken, insbesondere den Symphonien, stand Bruckner in der Art und Weise, wie er sich volksliedhafter Elemente als eines Stilmittels unter anderen, als eines „Zitierfundus" neben anderen bediente, als typischer Romantiker in einer bedeu tenden und langen Traditionslinie. So griff z. B. Carl Maria v. Weber ebenso bewußt zu Volksmelodien als zu einem für konkrete Ausdrucksqualitäten ein setzbaren Stilelement. Er äußerte dar über in seinem berühmten FreischützKommentar: „Die Klangfarben, die Instru mentation für das Wald- und fägerleben war leicht zu finden: die Hörner lieferten sie. Die Schwierigkeit lag nur in dem Erfinden neuer Melodien für die Hörner, die einfach und volks tümlich sein mußten. Zu diesem Zwecke sah ich mich unter den Volksmelodien um ..." Die Ver wendung solcher Zitate erfolgte jedoch nicht unreflektiert um des bloßen Kolo rites willen, sondern hatte zumeist eine „dramaturgische" Funktion, wie Dieter Härtwig' anmerkt: „Daß Weber gezielt volkstümliche Elemente aufgriff und - besonders typisch im ,Freischütz' - in die Gesamtstruktur integrierte, hat ein häufig anzutreffendes Stich wort zur Charakteristik Weberscher Romantik geliefert. Doch sollte über der Oberfläche volks liedhafter Melodien nicht die Tiefe, sozusagen die Doppelbödigkeit der Aussage übersehen wer den . . Insgesamt scheinen sich die „volks tümlichen Elemente" im Werk Bruckners aber in jenem assoziativen „Graubereich" zu bewegen, in dem auch das „spezifisch Osterreichische in der Musik" angesie delt ist, und dem wir, wie schon oben er wähnt, das Symposion 1993 gewidmet hatten. Diese Tagung wird als eine Ver anstaltung in unserer Erinnerung blei ben, bei der wir trotz aller Bemühungen zu keinem abgeschlossenen Ergebnis ge langen konnten, ganz in dem Sinne, in dem Harald Kaufmann meinte: „Die Idee des Österreichischen entrutscht dann am konse quentesten, wenn sich ihre Theoretiker auf ge radlinige sinnenhafte Detailordnungen festle- ' Romantisctie Elemente bei Weber und Spohr, in: Bruckner-Symposion „Bruckner und die Musik der Romantik. Linz 1987. Bericht. Linz 1989, S. 53-68. Die oben zitierte Passage aus Webers Freischütz-Kommentar findet sich hier auf S. 59. Ebenda, S. 65 f. Konkret bezieht sich Hartwig hier auf den Chor „Wir winden Dir den Jung fernkranz", in dem trotz aller Volkstümlichkeit bereits auch stark ein Element der Selbstpersi flage zum Tragen kommt. " Versuch über das Osterreichische in der Musik, in: Fingerübungen. Musikgesellschaft und Wer tungsforschung. Wien 1970, S. 24-43, hier S. 43.
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