OÖ. Heimatblätter 1997, 51. Jahrgang, Heft 3/4

'1t-.-;- Rückseite der linken Randleiste mit spätgotischer Lauhwerkzeichnung mit Schnitzspuren. Foto: BDA Wien geschwungenem Stengel. Der Schreiber und Zeichner Veit Würchner war vielleicht in einer Schreinerwerkstatt als Laubschneider beschäftigt und könnte sich noch in anderen Archivnachrichten finden lassen, falls er nicht nur ein Geselle auf Wander schaft gewesen ist. Mit seinen über die Jahrhunderte verborgen gebliebenen Kritze leien und persönlichen Worten hat er uns ein seltenes Zeitdokument für Lebenslust und Lebensnöte des Gesellenstandes im ausgehenden Mittelalter hinterlassen. Denn Meisterrecht und Selbständigkeit waren an Bürgerrecht und Hausbesitz gebunden, und diese wieder bildeten die Voraussetzungen für Heirat und Ehestand, die mittel losen Gesellen oft ihr Leben lang verwehrt geblieben sind.' Ahnliche Kritzelinschrif ten bedecken auch die Innenseite der spätgotischen Türe der Paramentenkammer. Sie würden eine Entzifferung wahrscheinlich lohnen. Nach derzeitigem Stand muß die Frage nach der sakralen oder profanen Herkunft der spätgotischen Schrankteile offenbleiben. Wenn die alte Einrichtung der Stadtpfarrkirche beim großen Stadtbrand von 1522 vollständig (?) zerstört worden ist, könnte in der Stadt allenfalls profanes Mobiliar die Brandkatastrophe überstan den haben. Nach Franz Windisch-Graetz entspricht der Möbeltypus der zweiten ' R. Wissel, Der soziale Gedanke im alten Handwerk, Berlin 1930, S. 42 ff. - H. Lentze, Die rechtliche Struktur des mittelalterlichen Zunftwesens in Wien und in den niederösterreichischen Städten, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 15. 1935, S. 15-41.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2