Der spätgotische Schrank in der Stadtpfarrkirche von Steyr Von Manfred Koller Von den vielen Kunstwerken der Steyrer Stadtpfarrkirche ist der spätgoti sche Schrankverbau in der netzrippengewölbten Paramentenkammer im Unterge schoß des Kirchturmes kaum bekannt. Seine Zierbretter sind 1972 in den Werkstät ten des Bundesdenkmalamtes in Wien untersucht und konserviert worden, wobei die Ergebnisse auch für die Steyrer Handwerksgeschichte des Spätmittelalters von Interesse sind. Seine erste Beschreibung wird hier inhaltlich und mit Illustrationen ergänzt.^ Der jetzt dreiteilige Schrankverbau ist 2,65 m hoch, 4,3 m breit und reicht über die ganze westseitige Wand der Kammer. Er besteht aus einem in ganzer Höhe durchgehenden eintürigen Mittelteil, flankiert von etwas schmäleren Seitenteilen mit einem in halber Höhe eingezogenen Boden und zwei gleich großen Türen. Aus dem Gegensatz seiner Grundkonstrukhon aus rohen Nadelholzbrettern zu den teil weise beschnittenen spätgotischen Zierbrettern mit späteren Ergänzungen läßt sich zunächst annehmen, daß der Wandverbau mit nachträglicher Verwendung mittelal terlicher Schrankteile in neuem Zusammenhang entstanden sein muß. Alle Randkanten und vor allem die Sockelzone sind mit kerbschnittartig geschnitzten und am Rand profilierten Zierbrettern verblendet. Diese sind ohne Ver bindung mit Holzdübeln und teilweise mit Schmiedenägeln am Schrankkörper in sichtlich falscher Stellung zueinander befestigt. Am obersten Randbrett fehlt ein ehemals horizontal durchlaufendes Abschlußbrett (wohl ehemals in Form eines Zin nenfrieses wie bei dem im Museum für angewandte Kunst in Wien erhaltenen Schrank). Von den ursprünglich eisengeschmiedeten Beschlägen und Schlössern fehlen mehrere Teile und sind einige Bänder versetzt nachgenagelt worden. Die glat ten Scharnierbänder umfassen in alter Manier die Türkante bis auf die Innenseite auf gleiche Art wie bei den spätgotischen Eingangstüren der Filialkirchen von Pesenbach oder Gebertsham in Oberösterreich. Die Bänder und die feingliedrigen, krab benbesetzten Eisenranken auf den Schloßblechen und den Basen der Halteringe sind verzinnt. Die gotischen Zierbretter sind in Flachschnittechnik flächenfüllend mit kleinteiligem Maßwerkrelief überzogen. Dieses zeigt Fischblasenformen mit Blumenund Blattmotiven in weitgehender ornamentaler ÜbereinsHmmung mit dem schon erwähnten Wiener Schrank. Eine Maßwerkbogenreihe ziert die Fußbrettunterkan- ' M. Koller, Zwanzig Jahre Restaurierungen für die Stadtpfarrkirche Steyr, in: R. Koch, B. Prokisch (Hg.), Stadtpfarrkirche Steyr, Steyr 1993, S. 311-326.
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