OÖ. Heimatblätter 1997, 51. Jahrgang, Heft 3/4

von einer Krone bedeckt. Es ist vierfach gefeldert: das erste Feld zeigt das Wap pen von (Alt-)Ungarn, das zweite den böhmischen Löwen, das dritte ist jenes der spanischen Länder Kastilien und Leon, das vierte enthält das Burgunder wappen, den Tiroler Adler und den habsburgischen Löwen. In der Mitte des Wappens, allerdings abgedeckt durch die Lusteraufhängung, sieht man den österreichischen Bindenschild. Das Wappenschild ist von der Ordenskette des Goldenen Vlieses umgeben (Abb. 2). Die Bilder mit den Planeten- und Tierdarstellungen Die Bilder werden hier in der Rei henfolge des Uhrzeigersinns beschrie ben, beginnend mit dem in der linken oberen (südwestlichen) Ecke befindli chen Saturn. Saturn und der aasfressende Geier Uber den fhmmel fährt Saturn, ein alter Mann, auf einem Wagen, der von einer Echse und einem geflügelten Dra chen gezogen wird. Auf den Rädern sind die Sternzeichen Steinbock und Wasser mann auszunehmen. Saturn bedeutet Tod und Vernichtung, sein Symbol ist daher die Sense. Der griechischen My thologie gemäß frißt er soeben eines sei ner Kinder, während ein anderes hände ringend auf dem Vorderteil des Wagens dasselbe Schicksal erwartet (Abb. 3). Die Darstellung darunter ist dieje nige des ganzen Zyklus, die mit fiilfe des Fhysiologus am wenigsten gedeutet werden kann. Man sieht einen Geier, der an einem Pferdekadaver nagt. Der Rükken des toten Tieres ist teilweise aufge rissen, die Rippen schauen heraus. Den Hiintergrund bildet eine Landschaft mit einem Gewässer und Felsen, rechts ragt ein Baum auf. Man kann die Szene recht deutlich in Bezug setzen zu dem über das Bild herrschenden Planeten als ein Bild der Natur, die ihre eigenen Geschöpfe ver zehrt, oder generell mit Tod und Ver nichtung. Luna und der Teich mit Fröschen und Storch Luna (Abb. 5) ist ein junges Mäd chen, das lässig in seinem Wagen sitzt und in der Linken die Mondsichel hält. Diese kommt oberhalb als astrologi sches Zeichen noch einmal vor. Der Wa gen, in dessen Rad man den Krebs er blickt, wird von zwei jungen Mädchen in weißem und blauem Kleid gezogen. Der Mond symbolisiert Nacht und Dunkel heit, in der Astrologie überdies Nässe, Trübsinn, Trägheit, Stumpfsinn. Die Szene auf der Erde ist die zweite im Zyklus, die sich aus dem Physiologus heraus nicht befriedigend deuten läßt. Im Vordergrund steht auf einem Bein ein Storch mit einer Schlange im Maul. Da hinter erstreckt sich ein offenbar sumpfi ges Gewässer, aus dem fünf Frösche syn chron ihre Köpfe herausstrecken, ein sechster hockt in der Nähe des Storchs am Ufer. Hinter dem Gewässer sind in lockerer Anordnung drei Holzhäuser zu sehen, vor einem sitzt auf einer Bank ein Mann, der an einem Holzstück herum schneidet. Mit dem Holz will er in einem auf seinen Knien aufliegenden Gefäß Feuer anmachen. Vor dem vordersten Haus wächst ein Baum, sein Stamm ist unten von Holzplanken eingefaßt. Die Wasserfrösche, die auf dem Bild die zentrale Rolle einzunehmen schei nen, kommen in einer Physiologus-Fassung vor, es heißt dort, sie würden die

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