das Lutherham, bemühte sich, allerdings nicht immer mit Geschick, um finan zielle Konsolidierung und machte es zu seinem besonderen Anliegen, die Wall fahrt nach St. Wolfgang wieder in Schwung zu bringen. Er belebte die ehe mals bestandene Wolfgangi-Bruderschaft und gab ein Mirakelbuch heraus, in dem zum Ruhm der Pilgerstätte vor allem die hier geschehenen Wunder auf gelistet wurden. Er stiftete ein kostbares, heute in der Schatzkammer aufbewahr tes Reliquiar mit Perlenstickerei, ferner das Gitter des Mittelaltares der Kirche und baute, wie wir gehört haben, das Konventsgebäude aus. Andererseits kam er mit seinem Konvent überhaupt nicht zurecht, es gab sogar Verschwö rungen gegen ihn. Wir können daher schwer beurteilen, wie weit die Ge schichten, welche die Klosterhistoriker über den ungeliebten Vorsteher erzäh len, der Wahrheit entsprechen, etwa dal? er an einem Dominikanermönch beson deren Gefallen fand, ihn zu seinem Mit regenten einsetzte und sogar zu seinem Nachfolger machen wollte. Auch daß er tatsächlich geisteskrank wurde, wie be richtet wird, und dies I6I5 der Grund für seinen Rücktritt war, ist nicht gewiß. Georg Grüll hat seine Resignationsur kunde genau studiert und keine Indizien für geistige Schwäche entdeckt. Wohl versehen mit allen Lebensnotwendigkei ten, zog sich der abgedankte Abt nach St. Wolfgang zurück, wo er, vermutlich in dem von ihm selber hergerichteten Abteigebäude, noch 16 Jahre lebte und 1531 starb. Der Festsaal und die Kassettendecke Das Prunkstück des „Schlosses" ist der im zweiten Obergeschoß gelegene Festsaal mit seiner Kassettendecke. Der Raum wurde in den zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts vom damaligen Besitzer Erhard August Scheidt neu ge staltet, es wurden passende Türrahmen und ein Kamin eingebaut, original ist nur die kunstvolle Decke aus dem 16. Jahrhundert. Trotz aller Veränderungen bietet der Saal ein geschmackvolles Bild, er wirkt besonders durch seine Lage hoch über dem Wolfgangsee. In die Südostwand ist ein Relief mit dem färbigen Wappen des Abtes Wasner (Abb. 1) eingelassen, darunter liest man das folgende elegische Distichon: „Anno Milkno sexcentenoque secundo Huius ah integro tecta locata domus Suh loanis Christophori modemmine fausto Posset posteritas ut meminisse sui". Das bedeutet im Versmaß übertra gen etwa: „Sechzehnhundertundzwei sind die Dächer dieses Gebäudes völlig von Grund auf erneut worden mit Glück und Geschick unter Johannes Christophorus, damit auch die Nachwelt sich in Gutem an ihn einst zu erinnern vermag". Das Wappen ist quadriert und zeigt zweimal zwei entgegengesetzte Felder, die einen zeigen das Wappen von Mondsee, die anderen das Einhorn, das Wappentier des Abtes. Dieses scheint auch in der Helmzier auf, zusammen mit der Intel und dem Abtstab. Uber dem Wappen liest man noch einmal ein elegisches Distichon: „Non ego perturhor ventis agitatus iniquis ut divina luhens fata tulere feci".
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2