Bismarckzeit, traf. Sein Ziel war die Erstellung ei nes dem Rechtsstaat verpflichteten Programms nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes. Sein Wirken endete mit Moltkes Verhaftung im Jänner 1944. Eine frühe Darstellung des Kreisauer Kreises stammt von Hans Rothfels in seiner Un tersuchung über die deutsche Opposition gegen Hitler (erstmals in der Fischer-Bücherei, Nr. 158, Februar 1958, S. 120 ff.). In jüngster Zeit mehren sich Bücher über diesen idealistisch hochge stimmten Kreis: In Nr. 1/2/1997 der vom 3. Natio nalratspräsidenten .W Brauneder redigierten Zeit schrift für Neuere Rechtsgeschichte findet sich (S. 169) eine Besprechung des Sammelbandes „Der Kreisauer Kreis", zu dem u.a. neben dem Je suitenpater Alfred Delp der Diplomat Adam von Trott zu Solz und der Staats- und Verwaltungs rechtler Hans Peters gehörten. Auf letzteren be zieht sich das Buch von Levin von Trott zu Solz (geb. 1961), gewidmet dem Gedenken an seinen Verwandten gleichen Familiennamens, der Ende August 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurde. Es ist hier unmöglich, auch nur die großen Linien dieser Untersuchung zu skizzieren. Es kann nur so viel gesagt werden, daß sie eine anregende, lehrreiche und im Hinblick auf das Schicksal der „Kreisauer" erschütternde Zeitreise vom Beginn des 20. Jahrhunderts anhand der Biographie des Juristen Hans Peters (1896-1966) über die Weima rer Republik bis mitten hinein in den Zweiten Weltkrieg ist. Zu den wenigen Überlebenden des Kreises gehörte neben dem späteren Bundestags präsidenten Gerstenmaier und Hans Peters auch der Jurist Paulus van Husen, dessen Planung für den Neuaufbau Deutschlands Bd. 78 der oben zi tierten Reihe zum Gegenstand hat. (Verfasser: Frank Schindler, 232 Seiten, S 277,-.) Josef Demmelbauer Johann Baptist Müller: Religion und Politik. Wechselwirkungen und Dissonanzen. Berlin: Verlag Duncker & Humblot, 199.7 Z12 Seiten, S 613,-. Dieser Band 95 der „Beiträge zur Politischen Wissenschaft" hat Bezug zum Band 64 der Reihe, in dem J. B. Müller die politischen Ideenkreise der Gegenwart darstellt (Duncker & Humblot, 1992). Wegen seiner Materialfülle entzieht sich „Re ligion und Politik" auf dem zur Verfügung stehen den Raum einer Besprechung, weshalb hier ledig lich die Inhaltsübersicht nach der „Vorbemer kung" wiedergegeben wird: - Politik im Spannungsfeld von Religionsbeja hung und Christentumsfeindschaft - Aufklärung, Liberalismus und Christentum - Die Ordnungsvorstellung der theokratischen Konterrevolution - Die Politikkonzeption des liberalen Katholizis mus - Liberal-konservative Politikgestaltung als Ge genwartsaufgabe. Herausgehoben sei aber die Behandlung der atheistischen und antikirchlichen Staatsentwürfe von Hobbes (dazu: Voegelin, Die politischen Reli gionen, in Anm. 98-106 auf S. 34) über Rousseau, bei dem „der radikale Abschied von einer wie im mer gearteten christlichen Auffassung vom Staat" bereits unübersehbar ist, zu Ludwig Feuerbach, dessen Atheismus großen Einfluß auf das Denken von Friedrich Engels und Karl Marx ausübte. (In der Anm. 126 auf S. 38 ist in der vierten Zeile von unten das sinnstörende „im" durch „ihm", nämlich dem „Herrn im Himmel", zu ersetzen.) Jene anti kirchlichen Staatsentwürfe münden in die politi schen Religionen des Bolschewismus und des Na tionalsozialismus (S. 43 f.). Besonderer Erwäh nung bedarf die anderwärts kaum in so anschauli cher Zusammenfassung zugängliche Darstellung der „theokratischen Konterrevolution" des 19. Jahrhunderts, verkörpert durch de Maistre, de Bonald und Donosco Cortes (S. 100 ff.). Das Verhältnis zwischen Religion und Politik war vielfach auch eines zwischen Beharrung und Fortschritt. Beides miteinander zu versöhnen, wäre Voraussetzung für eine vernünftige und hu mane Entwicklung. Der Pole Leszek Kolakowski hat dies mit folgenden Worten zum Ausdruck ge bracht: „Hätten nicht die neuen Generationen unaufhör lich gegen die ererbte Tradition revoltiert, würden wir heute noch in den Höhlen leben ... Würde die Revolte gegen die ererbte Tradition einmal univer sell, befänden wir uns wieder in den Höhlen." (S. 192) Aber was kümmert sich um diese ausgereifte Frucht abendländischer Rationalität die heutige Islamisierungswelle! Josef Demmelbauer Schmittiana. Beiträge zu Leben und Werk Carl Schmitts. Bd. .V Herausgegeben von Piet Tommissen. Berlin: Verlag Duncker & Humblot, 1996. 332 Seiten, S 765,-. Über das Werk von Carl Schmitt (18881985), der hier bereits mehrmals vorgestellt
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