OÖ. Heimatblätter 1997, 51. Jahrgang, Heft 3/4

Österreich in Geschichte und Literatur (mit Geo graphie). 40. Jahrgang, Heft 3 (282). Wien: Institut für Österreich kunde, 1996. 208 Seiten. Neben der Geschichte des Aluminiums von Gustav Otruba und Martina König und des Kul turgutes und Kulturlandschaft im oberösterreichi schen Salzkammergut von Hans Peter Jeschke steht die Biographie von Prof. Dr. Karl Lugmayer (1892-1972) im Mittelpunkt des 3. Heftes 1996 des Instituts für Österreichkunde. Oberschulrat Franz Lugmayer, Konsulent der oberösterreichischen Landesregierung, zeichnet uns das Lebensbild des Pioniers der Erwachsenen bildung mit einer Gründlichkeit aus berufener Fe der. Prof. Dr. Karl Lugmayer war Unterstaatsse kretär für Unterricht 1945 und Zweiter Präsident des Bundesrates 1945 bis 1959. Als Honorarpro fessor für Philosophie an der Hochschule für Bo denkultur in Wien stammen von ihm viele sozial philosophische Schriften. Sein Buch „Sein und Er scheinung" erlebte drei Auflagen. In der „Liga für Menschenrechte" war er zunächst Vizepräsident, später Präsident. Er war ein begnadeter Geist. Ab 1956 war er Delegierter beim Europarat in Straß burg. Besondere Verdienste hatte er sich auch als Vizepräsident der Österreichisch-Sowjetischen Gesellschaft erworben. Lugmayer, der auch Rus sisch sprach und Kenner der Kultur der UdSSR war, bekam nach dem Tode Stalins eine Einladung nach Moskau. Er hatte dort an der Moskauer Uni versität ein Gespräch mit Vertretern des dialekti schen Materialismus und brachte sie in arge Ver legenheit. Nach drei Wochen Aufenthalt gab Lug mayer einen ausführlichen Bericht an den damali gen Bundeskanzler Raab. Dieser sagte nach dem Staatsvertrag einmal öffentlich, ohne den Erfah rungsbericht Lugmayers hätte er damals seine Reise nach Moskau nicht gewagt. Ergänzende Veröffentlichungen von Karl Lugmayer und Literatur über Karl Lugmayer ge ben ein allumfassendes Bild von diesem Pionier der Erwachsenenbildung. Hans Sperl Friedrich Müller: Wer ist das Volk? Die Grund frage der Demokratie. Schriften zur Rechtstheorie, Heft 180. Berlin: Verlag Duncker & Humhlot, 1997. 62 Seiten, S 175,-. Fast alle Verfassungen berufen sich in meist bester, aber verschleiernder Absicht darauf, daß das Recht vom Volk ausgehe, so die österreichi sche wie die deutsche. Demokratie heißt zudem - aus dem Griechischen kommend - „Herrschaft des Volkes". In den Sachregistern der jüngeren Verfassungsliteratur kommt „das Volk" als solches kaum vor, dagegen enthalten sie zuhauf „Volksab stimmung", „Volksanwaltschaft", „Volksbefra gung", „Volksbegehren" (s. S. 432 der 3. Auflage von „Verfassungsrecht" des aus Ried im Innkreis stammenden Staatsrechtlers Theo Öhlinger). Diese Instrumente der direkten Demokratie kann man angesichts ihrer überwiegenden Verwen dung für parteitaktische Zwecke durchaus auch skeptisch beurteilen, wie dies in Deutschland ge schieht. Grillparzers Rudolf II. erwidert dem mehr Rechte fordernden Wortführer der Stände, der sich auf das Volk beruft: Das Volk! Das sind die vielen leeren Nullen, Die gern sich beisetzt, wer sich fühlt als Zahl, Doch wegstreicht, kommt's zum Teilen in der Rechnung ..." („Ein Bruderzwist in Habsburg", 3. Aufzug) Und heute? Sicherlich in den sogenannten Entwicklungsländern, aber nicht nur dort, ist es heute nicht anders. Friedrich Müllers verfassungs theoretische Studie geht ja auf einen im Septem ber 1996 gehaltenen Vortrag in Brasilien zurück und rüttelt dort auf, wo sie von der Kluft zwischen den „(bisher) Uberintegrierten und bisher Ausge schlossenen" handelt (S. 53). Hier wird der Jurist zum Ankläger gegen Erscheinungen, die auch in den reichen Ländern, vor allem in den USA, zu nehmen, „befördert durch ,deregulierende' neoli berale Politik im zunehmend verwildernden Tri umphkapitalismus" (S. 47). Die anfänglich nicht leicht zu lesende Studie stimmt in diesen - plaka tiven - Passagen nachdenklich. Josef Demmelbauer Levin von Trott zu Solz: Hans Peters und der Kreisauer Kreis. Staatslehre im Widerstand. (Rechts- und staatswissenschaftliche Veröffentlichungen der Görres-Gesellschaft. N,F Bd. 77). Paderborn: Verlag Ferdinand Schöningh, 199.7 200 Seiten, kart., S 248,-. Der Kreisauer Kreis setzte sich aus Adeligen, hohen Beamten, jeweils mit ernsten religiösen An sprüchen, aber auch einigen prominenten Sozial demokraten zusammen. Er ist benannt nach der Gruppe, die sich ab 1940/41 auf dem Gut Kreisau in Schlesien des Grafen Helmuth J. von Moltke, eines Urgroßneffen des Feldmarschalls aus der

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