sches Rollendenken sprach den Frauen in den ver gangenen Jahrhunderten jegliches kreativ-künst lerisches Potential ab, was zu einer äußerst gerin gen Rezeption und Drucklegung ihrer Werke führte. Die Autorin hat sich, selbst Pianistin, Ehe frau und Mutter, in ihrer Diplomarbeit (Musik hochschule Mozarteum Salzburg) dieses musikhi storischen Frauenthemas angenommen und es mit beispielhafter Akribie erforscht und darge stellt; kein Emanzengejammer, sondern überzeu gende Argumente gegen ewiggestrige, generatio nenlang eingeschliffene Vorurteile, eine sachliche, wissenschaftlich profunde, sozialhistorische Auf arbeitung der Lebensbedingungen und des musi kalischen Schaffens von Frauen im 18. und anfan genden 19. Jahrhundert. Nach einer kritischen Sichtung und Ergänzung der biographischen Da ten folgen jeweils Urteile der Zeitgenossen, Werk verzeichnisse und die Besprechung eines Werkes. Interessant bzw. wünschenswert wären auch Ver gleiche der künstlerischen Qualität von Werken der angeführten Komponistinnen mit ähnlichen damals anerkannten Werken männlicher Zeitge nossen. Karl Mitterschiffthaler Wulf Segebrechl (Hrsg.); Fundbuch der Gedicht interpretationen. Paderborn: Verlag Ferdinand Schöningh, 1997. X, 530 Seiten. 5 350,-. Ein für Deutschlehrer aller Schulgattungen und Schüler/Studenten der deutschen Lyrik schlechthin unverzichtbares „Fundbuch", nach dem auch jeder Lyrikfreund mit Gewinn greifen wird, zudem um einen äußerst günstigen Preis zu haben! Dieses Fundbuch der Gedichtinterpretatio nen enthält zirka zehntausend ausgewählte Nach weise von Interpretationen deutschsprachiger Ge dichte vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Der erste Teil bietet die Nachweise der Deutun gen; hiebei sind die Dichter und ihre Gedichte al phabetisch, die Intepretationen chronologisch aufgelistet. Auf 45 Seiten sind am Schluß die Fundorte angegeben. Ein Beispiel: Das Eichen dorffgedicht „In der Fremde" mit dem Gedichtan fang „Aus der Heimat..." - von Brahms vertont - scheint auf Seite 99 mit zwei Interpretationen in zwei Fundorten auf, die am Schluß - alphabetisch - so aufgeschlüsselt sind, daß sie - etwa in der Linzer Studienbibliothek oder über deren Fern leihe - zugänglich werden. Weitere Orientierungs mittel sind jeweils ein Index der Gedichttitel, der Gedichtanfänge und der Interpreten. Josef Demmelbauer Harald Hasimayr: Die Zeit ohne Eigenschaften. Geschichtsphilosophie und Modernebegriff im Werk Robert Musils. (Literatur in der Geschichte - Geschichte in der Literatur, Bd. 44). Wien: Böhlau-Verlag, 1997. 285 Seiten, bro schiert, S 398,-. 1954 schrieb Ingeborg Bachmann, Dr. phil., aber damals noch nicht die große Dichterin, unter deren Namen heute Literaturpreise vergeben wer den, Musils Roman „Der Mann ohne Eigenschaf ten" (= MOE) sei der größte geschichtsphilosophische Versuch und der schonungsloseste Ro man der Weltanschauungskritik seit Voltaires „Candide". Der MOE von Musil (1880-1942) ist wie alle großen Romane des 20. Jahrhunderts, etwa der „Zauberberg" von Thomas Mann, ein Gesellschaftsbild, hier der sterbenden Donau monarchie, der Musil im Kakanienkapitel der Ein führung ein unvergängliches Denkmal gesetzt hat, z, B.: „... Gletscher und Meer, Karst und böh mische Kornfelder gab es dort, Nächte an der Adria, zirpend von Grillenunruhe, und slowaki sche Dörfer, wo der Rauch aus den Kaminen wie aus aufgestülpten Nasenlöchern stieg und das Dorf zwischen zwei kleinen Hügeln kauerte, als hätte die Erde ein wenig die Lippen geöffnet, um ihr Kind dazwischen zu wärmen ..." Die vorlie gende Studie in der Reihe „Literatur in der Ge schichte - Geschichte in der Literatur" setzt, wie der Autor im Vorwort betont, die „einigermaßen genaue Kenntnis" des MOE voraus, für alle, die das 20. Jahrhundert geistig zu bewältigen versu chen, ein Ansporn, diesen Jahrhundertroman (wieder) vorzunehmen; dazu haben sie dann den erhellenden Kommentar des jungen Historikers Hasimayr, der in Heft 2/1996, S. 238, als einer der Bearbeiter von „Europa im Zeitalter Mozarts" vor gestellt wurde. Freilich: Man braucht Zeit und Ausdauer für die anspruchsvollen anderthalbtau send Seiten der Rowohlt-Ausgabe, nach der Hasi mayr zitiert. Die meine ist zwar zerlesen und aus dem Buchbinderleim gegangen, aber noch immer
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