OÖ. Heimatblätter 1997, 51. Jahrgang, Heft 3/4

Werken, die man bis jetzt nicht in diesem Licht ge sehen hat, auf. In lebendiger, bildhafter Erzähl weise führt er eloquent und phantasievoll, ohne dabei die Realität der Biographie und deren Ge nauigkeit aus den Augen zu verlieren, den Leser an die künstlerisch durchwehte Aura um Schu bert heran. Dazu dient auch die Beschränkung der Illustration auf Zeichnungen Moritz v. Schwinds, einem der Bedeutendsten in Schuberts Freundes kreis. Mit einfühlsamem Spürsinn und subtiler Werkkenntnis zeigt Saathen die Entwicklung des Schaffenswillens anhand wichtiger Werke auf und stellt Bezüge zwischen alltäglichem Erleben und Entstehen der Werke, die Urgründe Schubertscher Phantasie, her. Michael Stegemanns Versuch, dem poetisch empfindsamen Schubert seine Biographie, seine Empfindungen, Gedanken und was ihn alles be wegt hat, in den Mund zu legen, ist durchaus legi tim. In Schuberts allegorischer Erzählung „Mein Traum" (1822) hat man in Metaphern verkleidete autobiographische Züge entdeckt und sie als alle gorisches Spiegelbild innerer Empfindungen Schuberts interpretiert. Stegemann knüpft hinge gen an einen Vers der „Winterreise" an und läßt in der Art des inneren Monologes - nach dem Vor bild von A. Schnitzlers Leutnant Gustl - den Leser an den Gedanken des Erzähler-Ichs teilnehmen und versucht in einem imaginären Tagebuch Do kumentarisches und Fiktives, durchwegs auf dem Hintergrund umfassender Kenntnisse der Biogra phie, der Werke, der Briefe, der Aufzeichnungen der Freunde und der Zeitgeschichte, nebeneinan derzustellen. Er vermittelt Anhaltspunkte zum Verständnis, was Schubert an Gedichten und Tex ten zu seinen meist sehr spontanen Liedvertonun gen inspiriert hat. In dieser Darstellungsweise geht der Autor bewußt auf der Grenze zwischen Biographie und Belletristik, die Schubert aller dings auch schon reichlich verzerrt hat. Schubert und Science-fiction ist also mit Vorsicht und kei nesfalls als einzige biographische Information zu gebrauchen. Dies alles in Wiener Mundart des Bieder meier wiederzugeben, kann einem gebürägen Os nabrücker wohl nicht befriedigend gelingen. Da mit erhält dieses Werk einen Hauch von Senti mentalität und Nostalgie, wodurch die ansonsten sehr klare Darstellungsweise etwas getrübt wird. Für einige deutsche Rundfunkanstalten hat Stegemann für jeden Tag des Schubertjahres 1997 anläßlich der 200. Wiederkehr seiner Geburt Werke ausgewählt, die in irgendeiner Weise mit dem jeweiligen Datum zu tun haben. Der vorlie gende Schubert-Almanach bringt in Kalender blattform das Programm, die Interpreten - man hat gewissermaßen „klassische" ausgesucht - und kurze, dazupassende Textpassagen aus Briefen, Tagebuchnotizen, Zeitungsberichten, Polizeipro tokollen, Gedichte, Porträts, Kurioses und Alltäg liches, vor allem aber aus bis jetzt im Schubert schrifttum kaum berücksichtigten, aber interes santen und aussagekräftigen Dokumenten, die politische Spannungen, soziale Nöte, die kultu relle Atmosphäre, also Lebensalltag und Schaf fenslust Schuberls beleuchten. Damit verliert die ses Lesebuch mit Ablauf des Schubertjahres kei neswegs seinen Wert, da man auch außerhalb der Rundfunkkonzertreihe mit Gewinn zu dieser Fundgrube greifen wird. Karl Mitterschiffthaler Siegfried Lang: Nachtrag zum Lexikon österrei chischer U-Musik-Komponisten im 20. Jahrhun dert. Wien: Österreichischer Komponistenbund, 1996. 77 Sei ten. Regina Nopp: Frau und Musik. Komponistinnen zur Zeit der Wiener Klassik. Linzer Schriften zur Frauenforschung. Herausgegeben von Ursula Floßmann, Bd. 1. Linz: Universitätsverlag Rudolf Trauner, 1995. 144 Seilen mit zahlreichen Notenbeispie len. ISBN 3-85320-800-2 Lexika bedürfen laufend einer Aktualisie rung; das ständige Kommen und Gehen von Stil richtungen und deren Interpreten und Komponi sten hat sich besonders in der Unterhaltungsmu sik auffallend beschleunigt. Dem bereits bewähr ten Lexikon (vgl. OÖ. Hbl. 47/1993, 169) mußte daher in ziemlich kurzer Zeit ein Nachtrag folgen, der 158 Komponisten erstmals anführt und zu zahlreichen in der Erstausgabe erwähnten not wendige Ergänzungen bringt, darunter eine Liste der inzwischen verstorbenen Personen. Da einige der Genannten der Bitte um biographische Daten nicht nachgekommen sind, sind diese leider nur unzureichend vorhanden. Daß Mondsee und Bad Ischl zu Oberösterreich gehören, sollte künftig be rücksichtigt werden. Allen, die mit U-Musik zu tun haben, wird auch dieser Band eine Hilfe sein. In einschlägigen Lexika kaum anzutreffen bzw. nur sehr lückenhafte Musikerbiographien stehen auch im Band von Regina Nopp im Mittel punkt. Vorurteilsbeladenes geschlechtsspezifi-

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