Eine bemalte Decke aus dem 17. Jahrhundert im Schloß von St. Wolfgang Von Andreas Kopf und Peter Pfarl In den Privaträumen des Besitzers des sogenannten „Schlosses" von St. Wolfgang, die der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind, hat sich eine interes sante Kassettendecke aus dem Beginn des 17. Jahrhunderts erhalten. Sie stammt aus der Zeit, als das Gebäude als Priorat des Klosters Mondsee diente. Durch das Entgegenkommen des Besit zers konnte man die Decke studieren, ausmessen und fotografieren lassen. Ihm gilt daher der besondere Dank, wert volle Hilfe haben geleistet Herr Peter Hödlmoser, Strobl, und Herr Bürgermei ster Johannes Peinsteiner, St. Wolfgang, von dem die Fotos stammen. Die Geschichte des sogenannten Schlosses von St. Wolfgang Daß Wallfahrer an den Abersee ka men, erfahren wir erstmals aus einer Ur kunde des Jahres 1307; sie erwähnt einen Zustrom von Pilgern „aus den verschie densten Weltgegenden". Die Verehrung des heiligen Wolfgang muß also schon damals tiefe Wurzeln geschlagen haben, zumal aus der Zeit zwischen 1314 und 1318 berichtet wird, daß der Abt von Mondsee ein geräumiges Pilgerhaus aus Stein bauen ließ. Wir werden nicht fehl gehen, wenn wir annehmen, daß es west lich neben der Kirche stand, an der Stelle, wo sich heute das große Gebäude erhebt, das im Volksmund „Schloß" ge nannt wird. Hier hatte Mondsee seinen Besitz, hier befand sich immer ein reli giöses Zentrum, vor allem das Priorat, eine Art Dependance des Benediktiner klosters, dessen Alter ziemlich unbe stimmt ist. Abt Wolfgang Haberl (1499-1521) beschloß, das Gebäude großzügig aus zubauen, möglicherweise, um es zu ei nem richtigen Kloster auszugestalten, doch hinderte ihn der Tod an der Vollen dung. Mondsee war damals schon etwas derangiert, ein Trend, der sich unter den folgenden Äbten fortsetzte, als die Re formation die Klöster leerte. So fehlte die Motivation, das Vorhaben in St. Wolfgang weiterzuführen, zumal auch die Wallfahrt einen starken Niedergang erlebte. 1608 heißt es, das „angefangne gepey des dormitori" habe weder Türen noch Fenster, in dem „vordem abteigebei" sei die Bedachung schlecht. Damals war Johann Christoph Wasner (1592-1615) Abt, der dem Bau seine besondere Sorge widmete. Er ist als des sen Hauptschöpfer zu betrachten, und ihm ist auch die Kassettendecke zu ver danken. Nach den wenigen Darstellun gen des Wallfahrtsortes aus dem 17 Jahr hundert zu schließen, wird es sich um eine etwas unregelmäßige Gebäude gruppe gehandelt haben. Die heutige ge schlossene, einheitliche Form dürfte auf Abt Maurus Oberascher (1683-1697) und den Baumeister Leonhard Endthofer aus Vöcklabruck zurückgehen.
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