OÖ. Heimatblätter 1997, 51. Jahrgang, Heft 3/4

kaum in die Hand nehmen werden. Wie man schon bei einigen bedeutenden Komponisten auf den einleitenden „allgemeinen Teil" verzichtete, könnte man auch die reichlich dürftigen Informa tionen z. B. zu diversen Gebäuden, zu „Gesangs schulen", „Numismatik", „Orient" und „Philatelie" weglassen. Hingegen erwartet man sich z. B. bei „Freimaurerei", „Ikonographie", „Konservatorium", „Kontrapunkt", „Messe", „Sonate" präzisere Anga ben. Als mangelhaft - manchmal auch falsch - sind die topographischen Angaben zu den Orten zu nennen. Hier wären Angaben vorwiegend über das kulturell-gesellschaftliche Leben aus dem rele vanten Zeitraum von Interesse. Was man z. B. über Linz zu lesen bekommt, ist ein gewaltiger und blamabler Ausrutscher. Vergeblich sucht man Stichwörter wie Förderer, Gastgeber während der Sommeraufenthalte (etwas unzutreffend unter „Wohnungen, 11. Wohnadressen außerhalb von Wien" zu finden), Ubersetzer der Lieder in andere Sprachen, Unterschobene bzw. unechte Werke (vgl. „Incerta"). Bei „Oberösterreich" sind die Ver weise auf Ebenzweier, Frankenmarkt, Steyr und Steyregg zu ergänzen. Leider fehlen auch zahlrei che Verweispfeile auf Artikel. Umständlich ist, daß die Stichwörter nicht nach Substantivum regens alphabetisiert sind, weshalb z. B. „Große C-Dur-Sinfonie" unter G und „Der Lindenbaum" unter D zu finden sind. Die Formulierung der vielen Artikel ist allzu wort reich ausgefallen. Die Abkürzung des Stichwortes am Beginn eines Lexikonartikels muß nicht eigens aufgelöst werden. Die Schriftgröße hält die Freude an diesem Buch in Grenzen; Straffungen im Text und eine größere Schrift wären der Les barkeit zum Vorteil. Wertvolle Dienste leisten die übersichtlichen Listen mit den wichtigsten Daten zu Leben und Werk sowie Konkordanzen der Opuszahlen und Deutsch-Nummern. Hingegen vermißt man ein Register (Personen, Orte, Institutionen, Sachen), dessen Fehlen gerade dann spürbar wird, wenn man in verschiedenen Artikeln zusätzliche Infor mationen und biographische Details findet. Zahl reiche Hinweise auf das musikgeschichtliche Um feld wären dadurch erreichbar. Ein weiteres Desi derat ist eine Auflistung sämtlicher Werke, wofür auch andere Bücher den erforderlichen Platz erüb rigen (siehe oben!). Walburga Litschauer bringt bislang Unbe kanntes zu Schuberts Freundeskreis und damit auch wertvolle Ergänzungen zu O. E. Deutschs Dokumentensammlungen. Die sorgsam ausge wählten, chronologisch geordneten 121 Textpas sagen aus den Familienchroniken der Familien Hartmann und Spaun und aus dem Briefwechsel Annas v. Revertera mit Verwandten und Freunden dokumentieren die Beziehungen zu Schubert und die frühe Pflege seiner Werke. Anna v. Revertera, geb. V. Hartmann (1800-1881), kam schon in jun gen Jahren durch die Freundschaften ihres Vaters mit der Familie Spaun zum Linzer Schubertkreis. Als geschätzte Pianistin und Sängerin war sie dort häufig zu hören. Auch nach der Übersiedlung nach Przemysl und Lemberg - auch Josef v. Spaun war 1824 bis 1826 in Lemberg - war ihr die Pflege der Werke Schuberts ein Anliegen. Schuberts Rat schläge an Anna v. Revertera zum Klavierkauf sind hochinteressante Aussagen über den mo mentanen Entwicklungsstand des Wiener Klavier baues und die Erwartungen eines Komponisten. Auch das biedermeierliche Musik-, Kultur- und Gesellschaftsleben des gehobenen Bürgertums und der Romantikerkreise in Linz kommt mehr mals zur Sprache. Karl Mitterschiffthaler Friedrich Saathen: Wanderfantasie. Ein Schu bertbuch mit Zeichnungen Moritz von Schwinds und anderen zeitgenössischen Darstellungen. Wien: Carl Ueherreuter, 1996. 207 Seiten mit zahlreichenl Reproduktionen. ISBN 3-80003596-0 Michael Stegemann: Schubert-Almanach. Eine musikalisch-historische Chronik. hAit 54 Abbildungen. Vorworte von Walter Jens und Al bert Scharf. München - Zürich: R. Piper GmbH b Co. KG, 1996. 286 Seiten mit mehreren Reproduktionen. ISBN 3-492-22219-6 Michael Stegemann: „Ich bin zu Ende mit allen Träumen", Franz Schubert. München - Zürich: R. Piper GmbH b Co. KG, 1996. 487 Seiten mit einer Farbreproduktion. ISBN 3-492-03819-0 Schuberts Leben und Schaffen mit einer sei ner bedeutendsten Kompositionen zu betiteln, ist hier mehrfach gerechtfertigt. Das romantische Motiv der Wanderschaft ist eine in mehreren ver tonten Liedtexten anzutreffende Thematik und wird durch den von innerer Ruhelosigkeit geleite ten häufigen Wohnungswechsel Schuberts (17 Wohnungen in Wien) zu einem autobiographi schen Aspekt. Friedrich Saathen spürt die Charakteristika des Wanderns in zahlreichen weiteren

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