Bruckner relevanten Einzelheiten (z. B: Floriansle gende, älteste Besiedlungsgeschichte einzelner Orte und dgl), anstatt Momente des lokalen Kul turlebens und seiner Ausstrahlung auf Bruckner zu erörtern. Der gelegentlich pathetische Wort schwall nimmt dem Leser die Möglichkeit, an hand der biographischen Details sich selbst ein Bild von der Persönlichkeit zu machen und zwi schen historisch faßbaren Tatsachen und der he roisierenden Beweihräucherung durch den Autor zu unterscheiden; überdies fehlen Quellen- und Literaturangaben der reichlich zitierten Doku mente. Manches formuliert der Autor so, als hätte er es selbst erlebt; wurden die Anführungszeichen vergessen, oder hat hier die Begeisterung des Au tors mehr als ein Jahrhundert aus der Geschichte gestrichen? Die in einem der Vorworte genannte „Liebe zum Detail" erbrachte vielmehr eine sum marische Aufzählung vieler Einzelheiten als eine strukturierte Gesamtdarstellung. Wünschenswert wäre eine Gliederung des Textes durch aussage starke Zwischenüberschriften. Da biographische Einzelheiten vielen Lesern geläufig sind, hätte sich der Autor auf die unmittelbar mit den ihm so be deutsamen Aspekten in Zusammenhang stehen den beschränken können. Nicht selten begegnet man Wiederholungen von Aussagen und fast gleichlautender Formulierungen innerhalb kürze rer Textabschnitte. Auch die Fotos - sie stammen großteils vom Autor - sind keine lichtbildnerischen Offenbarun gen; nur selten entspricht deren Format dem Aus sagewert, am wenigsten die Fotos von Autographen, bei denen Müller übersieht, daß das Inter esse des Betrachters eigentlich dem kaum mehr lesbaren Notentext gilt. Wenn Untertitel und Umschlagtext in H. Schaefers Werk den Leser mit Superlativen wie „Der erste Führer durch das Gesamtschaffen", „die bislang umfassendste Werkeinführung und -interpretation auf dem neuesten Forschungsstand" oder „die gewichtigste, zu intensiver kritischer Auseinandersetzung anregende Publikation" kon frontiert, ist „intensive kritische Auseinanderset zung" empfohlen. Der Versuch, Bruckners Leben in histori schen Kontext zu bringen, scheitert an des Autors geringen Kenntnissen der Geschichte Österreichs und an dessen Unverständnis für Bedeutung und Wirkungskreis kirchlicher Institutionen und der Volksfrömmigkeit, so daß er Linz als Metropole und St. Florian als weltabgeschieden bezeichnet. Auch längere Textpassagen aus einer historischen Darstellung der österreichischen Geistesge schichte des 19. Jahrhunderts und aus der jünge ren Brucknerliteratur retten darüber nicht hinweg. Die Werkeinführungen zeigen, daß der Autor die Musik nicht im Kopf, sondern vor sich auf dem Papier hat; sie erweisen sich als trockene Analy sen schülerhafter Machart. Vielleicht kennen Ver leger und Autor die aktuellen Brucknerpublika tionen nicht, so daß es zu diesen überschwengli chen Superlativen in kommerzorientierter Dik tion kam. Wer Bruckners legendären Schlapphut und andere berühmte Utensilien des Meisters sehen will, hier sind sie, zumindest abgebildet. Der Vöcklabrucker Stadtpfarrer Franz Leitner, Autor mehrerer Publikationen zur Pfarr- und Stadtge schichte, hat hier Bruckners Beziehungen zu die ser Stadt, begründet durch den Wohnort seiner Schwester Rosalia Hueber, umfassend und zuver lässig erforscht. Bruckners Kontakte zu Einzelper sonen und Vereinen in Vöcklabruck, die Familie Hueber, die bis in gegenwärtige Generationen sorgsame Hüterin eines Teils von Bruckners Nachlaß (Sachwerte) ist, und Max Auer, der als Biograph, Organisator, Dirigent und Chorleiter ein wichtiger Wegbereiter von Bruckners Werken im Musikleben Oberösterreichs war, stehen im Mittelpunkt. Mit tiefgründigen lokalgeschichtli chen Kenntnissen deckt er kaum bekannte Zu sammenhänge zu biographischen Details auf. Da dabei nicht wenige unbekannte „Kleinigkeiten" an den Tag gefördert wurden, ist diesem Büchlein auch die Anerkennung durch die Brucknerfor schung sicher. Der Abschluß der Restaurierung der Stifts kirche St. Florian, einer der bedeutendsten Ba rockbauten unseres Landes, ist für viele Anlaß zur Freude, die diese Festschrift treffend zum Aus druck bringt. Der Aufwand war enorm, umfang reiche kunsthistorische und denkmalpflegerische Bedingungen forderten verantwortungsvolle Überlegungen, der Ablauf mußte exakt geplant und konsequent eingehalten werden, so daß die ses Ereignis zeitgerecht (Brucknerjahr und Lan desausstellung 1996) erzielt werden konnte. Da mehrere wissenschaftliche Abhandlungen über die Bau- und Kunstgeschichte des Stiftes vorlie gen, konnte man sich kurz fassen. Nach Grußund Dankesworten des Diözesanbischofs, des Landeshauptmannes, der Bürgermeisterin und des Propstes folgen ein skizzenhafter Überblick über die Baugeschichte, eine meditative Betrach-
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