fenden Johannes von Ried abspielt, fin det in der Seelenlandschaft, nicht auf dem geographischen Kampfplatz statt. Über alle trennenden Grenzen, die der Mensch dem Menschen setzt, hin weg, über alle Hindernisse der Sprachen und Fremdartigkeit der Lebensäußerun gen triumphiert die Menschlichkeit, wenn sie auch im menschlich Unvoll kommenen angesiedelt ist. In unserer an Ängsten und Wirren nicht armen Zeit, im Zeitalter der Kontinentalraketen und des Weltraumfluges, in der Epoche der technischen Umwälzungen und gesell schaftlichen Veränderungen ist das menschliche Antlitz genauso zerfurcht und des Schmerzes voll, wie in den Brand- und Plünderungsjahren des Drei ßigjährigen Krieges. Die Heimkehrer aus zwei infernalischen Weltkriegen, die Ver wundeten und Versehrten der Materialund Kesselschlachten, die Gefangenen der Stacheldrahtlager und die Patienten der Lazarette werden in dem zurückge sunkenen, aber dennoch zum Himmel gerichteten Haupt des Johannes von Ried das Gesicht des Kameraden von ge stern erblicken. Sie werden, durch die unerhörte Gestaltungskraft des Künst lers dieses barocken Werkes in Bann ge schlagen, die geheimen Ströme spüren, die von ihm ausgehen. Der Brücken schlag vom Menschen des 17. Jahr hunderts in unser Zeitalter ist im Johan nes in einzigartiger, schlichter Form ge lungen. Während verschiedene Kunstkritiker noch bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg die Ölberggruppe von Ried im Innkreis als unbekanntes Meister werk der Barockzeit rühmten, sind sich die Experten in den letzten Jahren einig geworden, das Meisterwerk aus Linden holz im österreichischen Innviertel Tho mas Schwanthaler zuzusprechen. Wahr scheinlich um 1700 entstanden, stellt es ein Alterswerk des künstlerischen Stammvaters der Schwanthaler dar, in dem Meister Thomas seine ergreifendste Verinnerlichung vollzogen hat. An den Nahtstellen zwischen Spätgotik und Frühbarock schuf ein schlichter Bild schnitzer, erfüllt vom Glauben an ein vermenschlichtes Ghristentum, ein Werk, das bisher im Verborgenen stand, in den kommenden Zeiten aber umso heller strahlen wird. Hugo Schanovsky Die fünf Bilder an der Empore der Pfarrkirche von St. Veit i. M. An der vorspringenden Brüstung der unteren Empore in der Pfarrkirche sind fünf Bilder aufgemalt. Obwohl je des etwa 110 mal 100 Zentimeter groß ist, wissen viele Kirchenbesucher nicht, daß es sie gibt. So dunkel sind sie ge worden. Auch sind sie in keiner Kunst beschreibung erwähnt, datiert oder be urteilt, zum Unterschied vom großen ehemaligen Altarbild des heiligen Veit, gemalt vom berühmten Kremser Maler Martin Johann Schmidt im Jahre 1775, oder der Figur des heiligen Georg als Drachentöter, die an der Sakristeiwand angebracht ist. Die Entstehung der fünf Emporenbil der dürfte um das Jahr 1680 anzusetzen sein. Die Restauratorin Elisabeth Lack-
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