OÖ. Heimatblätter 1997, 51. Jahrgang, Heft 3/4

Künstler sein Werk krönte, nicht mehr vorhanden ist, der zeitlosen Schönheit der Figurengruppe tut es aber keinen Abbruch. Die fünf Plastiken stellen Christus, einen Engel und die Apostel Petrus, Ja kobus und Johannes dar. Den in die Knie gesunkenen Sohn Gottes stützt der Engel, während die drei Apostel, Petrus zur Linken und Jakobus und Johannes zur Rechten, schlafend zu seinen Füßen liegen. Die FJaltung der Gruppe ist zu tiefst menschlich. Ghristus, bis zum Äu ßersten erschöpft, ist nach rechts nieder gesunken. Das Leben, das noch in ihm ist, ist machtlos gegen die Gewalt der Schwäche. Der Engel, der von oben her abschwebt, stützt den leidenden Chri stus mit seiner Linken am schwer herun terhängenden rechten Arm. In der ande ren fiand hält er einen Kelch, dessen schiefe Haltung jedoch den Schluß zu läßt, daß er erst später dem trostbringen den Engel in die Hand gedrückt wurde. Auch das Flügelpaar wirkt gekünstelt und aufgesetzt und dürfte wie der Kelch nicht vom Künstler des Werkes stam men. Die drei Apostel bilden eine eigene Welt für sich. Auf sie, die Lieblingsjünger des Herrn, sind die Worte zugeschnitten: „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach." Sie möchten Christus beiste hen, sind aber selber in ihrer physischen Konstitution so herabgemindert, daß sie sich nicht mehr auf den Beinen halten können. Die „Natur" fordert gebieterisch ihr Recht. Der alternde Petrus lagert ge drungen auf dem Boden, die rechte Hand ist an das schmerzzerfurchte Ge sicht gelegt, die Linke hält ein Buch. Ja kobus liegt ruhig, sein Anlitz ist wie die glatte Fläche des unbewegten Sees, die Haare legen sich locker und weich um Stirn und Kinn. Von den drei Aposteln fesselt die Fi gur des jugendlichen Johannes am mei sten. In einen unruhigen, qualvollen Schlaf gesunken, fällt sein Haupt hinten über. Das rechte Bein ist steil an den Körper gezogen, das linke ausgestreckt. Der Körper ist in der Mitte scharf abge knickt. Die Hände sind voller Anspan nung. Die Rechte drückt den Gewand überwurf zu einem Bauschen zusam men, die Linke ist herabgesunken. Der stärkste Eindruck geht jedoch von dem nach hinten gesunkenen Haupt aus. Die Gesichtsoberfläche drückt die Belastung durch quälende Träume aus. Die Stirn ist zusammengepreßt, steile Falten versinn bildlichen den vergeblichen Kampf, die Traum vor Stellungen abzuschütteln. Der Mund ist geöffnet. Es entströmen ihm aber keine Worte. Lähmende Stille liegt auf den Lippen. Die Haare ringeln sich, schlangengleich, um das leidende Haupt, die Dramatik des Ausdrucks be tonend. Losgelöst vom Körper, wird der Kopf des Johannes zum Haupt des lei denden Menschen in allen Ländern zu allen Zeiten. Bedrängnis und Not, Schmerz und Qual, Kampf und Nieder lage sind in ihm eingefangen. Der stumme Protest, der nicht zu hörende, aus der Tiefe der Seele kommende Schrei des ohnmächtigen Menschen, im Haupt des Johannes findet er zeitlosen, erschütternden Ausdruck. Andreas Schlüter hat den Köpfen seiner sterben den Krieger den lähmenden Todeskampf auf die starr geöffneten Münder gemei ßelt. Gewiß, sie erschüttern auf schreck hafte, klassische Weise. Das Drama da gegen, das sich auf den Lippen des schla-

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