OÖ. Heimatblätter 1997, 51. Jahrgang, Heft 3/4

Das Haupt des Johannes aus der Ölberggruppe zu Ried im Innkreis In der Stadtpfarrkirche der ober österreichischen Bezirksstadt Ried im Innkreis befindet sich ein Meisterwerk der Holzschnitzkunst, das der berühm ten Künstlerfamilie der Schwanthaler zu geschrieben wird: die Ölberggruppe in der Beichtkapelle. Der Kopf einer der fünf Figuren, die den Apostel Johannes darstellt, ist Symbol menschlicher Aus drucks- und Leidensfähigkeit. Das Kunstwerk, das unter der Be zeichnung Ölberg oder Ölberggruppe in die Kunstgeschichte eingegangen ist, hat eine wechselvolle Vergangenheit hinter sich. Viele Jahre stand es auiSen am Chor der Kirche, zunächst an der Südost-, später dann an der Nordostkante. Von dort wanderte die Andachtsgruppe in das Rieder Heimathaus, das Museum im Alten Pfarrhof hinter der Kirche. Wäh rend des Krieges fand sie Sicherheit vor den Bomben in einem Salzbergwerk. Heute ist wiederum die Stadtpfarrkirche Ried ihre Heimstatt. Während das Außere der Kirche eher unscheinbar ist, überrascht die Innen ausstattung umso mehr. Das weite Ton nengewölbe - das Langhaus wird von zwei Seitenausgängen und acht Seiten kapellen flankiert - enthält eine große Zahl kostbarer barocker Werke. Die al ten Fresken wurden zwar 1884 erneuert, dafür stammt die Altarausstattung über wiegend von den Schwanthalern. Wenn man, vom Prunk barocker Kunst gesät tigt, in die rückwärtige sogenannte Elend-Kapelle tritt, in der der Stadtpfar rer die Beichte abnimmt, ist der erste Eindruck der einer bis in unsere Tage be wußt bewährten Ärmlichkeit. Der erste Eindruck wird aber sofort verdrängt. Hl. Johannes - Detail aus der Ölberggruppe von Thomas Schwanthaler. Foto: Josef Mader wenn man die Ölberggruppe des Tho mas Schwanthaler erblickt, die in der Kapelle aufgestellt ist. Durch sie be kommt der kleine Raum eine Bedeutung und Aussage, die ihresgleichen suchen. Fast in Lebensgröße wurden die fünf Großplastiken zur Szene zusammenge fügt. öbwohl das ursprüngliche Ge samtkonzept unbekannt ist, geht von der jetzigen willkürlichen Komposition der Figuren eine starke Faszination aus. Aus massivem Lindenholz geschnitzt, tragen sie keine Farbe, nackt und bloß bietet sich die öberfläche des Holzes, das wie versteinert wirkt, dar. Gewiß, es ist schade, daß die Malerei, mit der der

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