OÖ. Heimatblätter 1997, 51. Jahrgang, Heft 3/4

gemäßigten Bauten der Moderne" und zu den „schönsten funktionalen Bauten" von Clemens Holzmeister.^^ Das Erbe Was blieb nun von dieser „goldenen Ära" des Fremdenverkehrs? Sie ist noch immer im Ortsbild präsent - sieht man von den Neubauten der sechziger Jahre am Traunufer und am Kurpark ab, die den Platz alter Gebäude einge nommen haben. Die Sommervillenarchitektur beherrscht ganze Straßenzüge und Siedlungen. Einige für diesen Typus charakteristische Stilelemente, wie Laubsägear beiten oder verbaute Veranden, werden heute als ererbte Tradition angesehen und auch bei Neubauten als einheimisches Formelement eingesetzt. Bei den alten Hotel anlagen - soweit nicht abgerissen, wie das Hotel Bauer - wurde die Außenfassade renoviert und die Gebäude einer neuen Bestimmung zugeführt („Hotel Post" oder „Residenz Elisabeth"). Die für die heutige Zeit überdimensionalen Zweck- und Repräsentationsge bäude wie Kurhaus und Landeskuranstalt („Kaisertherme") stellen für Gemeinde und Land große finanzielle Probleme dar, da sie dringend einer Renovierung bedür fen bzw. den modernen Anforderungen entsprechend umgebaut werden müssen. Und es sind neue Zentren entstanden, die die alten ablösen werden. In den neuen Kurheimen diverser Versicherungsträger wird die Infrastruktur eines klassi schen Kurortes angeboten: Kaffeehäuser, Bibliotheken, Freizeitanlagen, Kegelbah nen, Friseur, Kosmetik ..., sodaß ein Besuch des eigentlichen Ortes nicht mehr not wendig scheint. Geblieben ist Bad Ischl vor allem der Name. Bad Ischl und seine Umgebung wird noch immer in Verbindung mit dem Kaiserhaus gesehen. Diese Kontinuität, die im 19. Jahrhundert begann - „Ischl und seine Umgebung" galten neben dem „Blick vom Leopoldsberg auf Wien" als typische Landschaft der Habsburger-Monarchie -, setzte sich in der Ersten Republik fort. Das innere Salzkammergut wurde als „die" österreichische Landschaft angesehen.''® Erst nach 1933 und in der Zweiten Republik traten die Großglocknergruppe mit der Hochalpenstraße und die Tauernkraftwerke in Kaprun an die Stelle Ischls.®' In den 1960er Jahren erfolgte eine mediale Wiederbelebung der Verbindung Ischls mit dem Kaiserhaus. Neben den Filmen „Kaiserwalzer" (1953, Regie: Franz Antel), „Kaiserball" (1956, Regie: Franz Antel), „Hofjagd in Ischl" (1955, Hans SchottSchöbinger) hatten natürlich die drei „Sissi"-Filme („Sissi", 1955: „Sissi - die junge Kaiserin", 1956: „Sissi - die Schicksalsjahre einer Kaiserin, 1957; Regie: Ernst Marischka) den größten Anteil an der Schaffung eines „Habsburger-Mythos", der Ebenda, S. 30-31. Ernst Bruckmüller, Nation Österreich. Kulturelles Bewußtsein und gesellschaftlich-politische Pro zesse, 2. Aufl., Graz 1996, S. 93. Ebenda, S. 93-94.

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