nur wegen der im „Schweizer Stil" gehaltenen Dekorationselemente an der Außen fassade und der von den Zeitgenossen beschriebenen „reizenden Aussicht" auf die Ischler Berge, sondern vor allem wegen der Innenausstattung. Die Pianistin Gabriele Pancera ließ das 1889 erbaute, 1909 von ihr gekaufte Haus in der typischen groß städtischen Stilmixtur des ausgehenden 19. Jahrhunderts einrichten: die Gesell schaftsräume wurden mit imitierten und originalen Möblen, Teppichen, Vorhängen, Bildern und Gebrauchsgegenständen einer Stilepoche ausgestattet. Es gibt einen maurischen Rauchsalon, einen Louis-XV.-Salon, einen Renaissance-Speisesaal u. a. m.^^ Das Haus repräsentiert so die großbürgerliche Welt des vergangenen Jahr hunderts. Während der 1880er Jahren errichtete Villen - in den neubesiedelten Gebie ten zwischen Traun und Ischl (z.B. heutige Kurhausstraße) - vermischen bereits städHsche und ländliche Bauweise. Diese Villen (vgl. Villa Schodterer und Albrecht) gehören zu einem neuen Typus: Sie wurden von Bauherren errichtet, die sich auf Dauer in Ischl niedergelassen haben, im Sommer ihre Wohnungen im Hauptge schoß zur Verfügung stellten und in das Dachgeschoß aussiedelten. Neben ländlichen Dekorationselementen werden Säulen und Baluster ver wendet („nobilitierte Variationen des Schweizer Hauses"),''^ auch die Ausrichtung der Gesellschaftsräume und Veranden auf die Straße, und nicht wie bisher gefordert auf Aussicht und Panorama, zeugt von städtischem Gharakter.*^-' Ischl verlor nach dem Ersten Weltkrieg sein Stammpublikum und hatte mit massivem Gästerückgang zu kämpfen. Eine neue Gästeschicht hielt Einzug: Nicht mehr Aristokraten und gehobenes Bürgertum bevölkerten die Badeanstalten, son dern Arbeiter, Handwerker und Kaufleute. Von der traditionellen Gästeschicht blie ben nur die Künstler Ischl treu.'^'' Auch gewannen in den zwanziger und dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts durch die zunehmende Motorisierung andere Urlaubs orte und -ziele an Bedeutung. Um den Standard der Vorkriegszeit zu halten, mußte dringend eine neue Kuranstalt gebaut werden. Es wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, bei dem schließlich Clemens Holzmeister den Zuschlag erhielt. Nach langwierigen Ver handlungen zwischen Land und Gemeinde einigte man sich darauf, daß das Land den kostspieligen Neubau finanzieren sollte.^' In den Jahren 1929-1931 wurde das Kurmittelhaus von Clemens Holzmei ster und Max Feilerer erbaut und fügt sich „vorbildlich in den biedermeierlich-klassizistischen Maßstab des Kurortes" ein.*^" Es zählt zu den „schönsten Bauten der Ebenda, S. 58-60. Ebenda, S. 54. " Ebenda, S. 53-54. Edwin Zellwerker, Kaiser, Künstler, Diplomaten in Bad Ischl. Wien 1951, S. 156-158. Salzkammergut-Zeitung 1926 Nr. 15, S. 13; 1929 Nr. 25, S. 10; 1929 Nr. 50, S. 12; 1931 Nr. 27, S. 1 und S. 3. Friedrich Achleitner, Architektur im 20. Jahrhundert, S. 13.
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