die Villenkolonie des Herrn August von Perko in der Kaltenbachau, um nur einige zu nennen. Stellvertretend für die zahlreichen Villen, die in den 1840er und 1850er Jah ren entstanden sind, möchte ich jetzt kurz auf die ehemalige Villa Elz eingehen. Kaiser Franz Joseph erhielt sie 1854 von seiner Mutter mit dem dazugehöri gen Grundstück als Geschenk. Die ehemalige Villa entsprach dem repräsentativen biedermeierlichen Landhaus: Ein einfacher kubischer Bau mit Walmdach und porti kusähnlich vorspringendem, schwach risalitartigem Mittelbau in einer großen Park landschaft. Kaiser Franz Joseph betraute Antonio Legrenzi und Franz Rauch mit den Umgestaltungs- und Bauaufgaben: Das Hauptgebäude der Kaiservilla entstand aus der Villa Elz, die Seitentrakte wurden symmetrisch angebaut. Die Innenräume sind privat, intim - ohne Anspruch auf Repräsentation - ausgestattet. Der weitläufige Garten mit seinen verschlungenen Wegen und arrangierten Baumgruppen erinnert an einen englischen Park. Hier steht das „cottage" oder „Marmorschlößl", das ein einzigartiges und kostbares Beispiel der Neogotik in Osterreich darstellt: dieser Bau ist zwei-, teilweise dreigeschossig, die Dachregion durch viele schlanke Kamine belebt. Es gibt keine Hauptfassade; drei Haupteingänge und ein Nebeneingang füh ren in das Innere. Ein Brunnen vor einem der Haupteingänge leitet von der Architek tur zur Natur über. Die Natur wird durch große Spiegel in das Haus geholt, und die Architektur greift durch die um das Haus laufende Terrasse und die an den Ecken vorspringenden Pavillons in die Landschaft.'® Heute ist die „Kaiservilla" und der dazugehörende Park mit dem Marmor schlößl, das das Fotomuseum des Landes Oberösterreich beherbergt, der Hauptan ziehungspunkt für Touristen. Hier, wo der Kaiser Privatmann war - er hat in diesen Räumen nur selten Besucher empfangen, denn die offiziellen Banketts wurden immer im „Hotel Elisabeth" durchgeführt -, werden heute Touristenströme durchge schleust, die seinen Lehnsessel und das Badezimmer samt Wasserklosett bestaunen. Den späteren Villenkolonien (Kaltenbachau, Kurhausstraße) fehlten aus Platzmangel der weitläufige Park. Seit den 1850er Jahren fand - um das Naturhafte weiterhin zu demonstrieren - der Typus des „Schweizer Hauses" in Ischl Verbrei tung. Das „Schweizer Element" - dabei steht „Schweiz" als Synonym für „ländlich", „alpin" - wird durch Dekorationselemente in Laubsägearbeit an sämtlichen Bautei len aus Holz, wie Veranden, Baikonen oder Dachfirsten, charakterisiert. Das Gebäude stand nach Meinung der Besitzer durch diese Ausschmückungen im Ein klang mit der Natur. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, daß diese Zeugen der Naturverbundenheit - die Laubsägearbeiten aus Holz - erst durch die industrielle Ferhgung und maschinelle Reproduktion geschaffen werden konnten." Ein „Proto typ des Ischler Sommerhauses"®" ist die Villa Haenel-Pancera, vormals Villa Vockner. Ein Besuch dieses Hauses, das zur Zeit als Museum fungiert, lohnt sich nicht Monika Oberhammer, Von der kaiserlichen Villa in Ischl. In: Alte und Moderne Kunst. 1976, Nr. 147, S. 24-28. Monika Oberhammer, Sommervillen, S. 32-33. Ebenda, S. 60.
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