OÖ. Heimatblätter 1997, 51. Jahrgang, Heft 3/4

den gemieteten Häusern der Salzfertiger. Diese Gebäude waren Zweckbauten, an den Bedürfnissen des Salzhandels orientiert. Sie umfaßten Stallungen, Arbeitsstät ten, Lagerräume und Nebengebäude. Mit ihren vorbaulosen Wänden und vergitter ten Fenstern wiesen sie einen „in sich gekehrten Charakter" auf.^^ Auf Initiative der meist aristokratischen Gäste wurden an diesen Häusern Balkone angebaut und die Fenster vergrößert. So ließ Erzherzogin Sophie am Heu schoberhaus - die sommerliche Wohnstätte 1831 - einen großen Balkon anbauen, um an schönen Tagen die Wiege des Prinzen Franz Joseph hinauszustellen. Als Beispiel für die Umwandlung vom typischen Salzfertigerhaus zum som merlichen Gästedomizil können die Besitzungen der Familie Lidl an der Esplanade angeführt werden (heute Esplanade 4 und 6 a).^^ Der Gebäudekomplex bestand aus dem 1611 erbauten Alt-Ischler-Haus, dem zur Traun hin orientierten 1665-1667 erbauten Renaissancehaus und dem sogenannten „Stöckl", dem Küfnerhaus. Das Alt-Ischler-Haus und das Küfnerhaus waren hofseitig durch einen offenen, gedeck ten Gang, der sich im ersten Stock befand und auf Steinsäulen ruhte, verbunden. Das Einfahrtstor befand sich in der Mitte der Häuserfront an der „Leithen". Um Raum zur Vermietung zu gewinnen, mußten zahlreiche Umbauten vor genommen werden: das Einfahrtstor wurde verbreitet, der säulengetragene Gang abgerissen, auf das „Stöckl" zwei Stockwerke aufgebaut. Seit 1840 wohnte die Fami lie Lidl während der Sommermonate in der sogenannten „Rosenvilla". Die Bieder meiervilla war auf dem zu den Häusern Esplanade 4 und 6 a gehörenden Grund errichtet worden. Das Haupthaus wurde zur Gänze vermietet. Das „Rosenstöckl" erlangte durch die Aufenthalte von Giacomo Mayerbeer und Franz Lehär (19031911) Berühmtheit.^® Die abgetragenen Säulen des Verbindungsganges zwischen Alt-Ischler-Haus und Küfnerhaus dienten nun im Garten der Villa als Dekorations elemente. Und noch ein Salzfertigerhaus an der Esplanade soll erwähnt werden: Das Haus der Familie Seeauer, wo die kaiserliche Familie häufig wohnte. In diesem Haus fand 1854 die Verlobung zwischen Kaiser Franz Joseph und Elisabeth statt. Heute beherbergt das neurenovierte Gebäude das Stadtmuseum von Bad Ischl. Als der Zustrom der Gäste anhielt, wurden Neubauten von Hotels notwen dig. Der Ebenseer Postmeister Franz Koch eröffnete 1826 den umgebauten und erweiterten Gasthof „Zum Goldenen Hirschen" unter dem neuen Namen „Posthof". Im Laufe der Zeit wurde das Hotel, in dem anfangs auch der Postbetrieb abgewickelt wurde, mehrfach umgebaut und erweitert.^^ Die imposante Fassade des ehemaligen " Walter Kunze, Kulturgeographischer Wandel, S. 138. " Heinrich Prochaska, Geschichte, S. 18. Friedrich Schmidt, Die Geschichte der Ischler Salzfertigerfamilien Lidl, Salzburg 1973. Maschingeschriebenes Manuskript - Bibliothek der Salinenverwaltung Bad Ischl. " Monika Oberhammer, Sommervillen im Salzkammergut. Die spezifische Sommerfrischearchitektur des Salzkammergutes in der Zeit von 1830 bis 1919. Salzburg 1983, S. 38. ^ Friedrich Schmidt, Salzfertigerfamilie Lidl, S. 65-66. " Heinrich Prochaska, Geschichte, S. 15.

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