OÖ. Heimatblätter 1997, 51. Jahrgang, Heft 3/4

die Behandlungen mit Solebädern zu informieren. Beeindruckt von den Erfolgen bei der Therapie von asthmatischen, rheumatischen und rachitischen Beschwerden, Hautkrankheiten sowie „Frauenleiden" schickte Wirer 1822 bereits 40 Patienten zur Kur nach Ischl. Wirer schrieb Artikel in der „Allgemeinen Zeitung", verfaßte Bro schüren über „Ischl und seine Solebäder",' nutzte seine Kontakte zum Wiener Hof und vermochte auch aristokratische Kreise zu einem Besuch in Ischl zu überreden. Wirers Bemühungen waren von Erfolg gekrönt; 1827 besuchten bereits 361 Badegä ste, unter ihnen Kardinal Olmütz, der Bruder Kaiser Franz' I., und Fürst Metternich den Ort. 1828 kamen erstmals Erzherzog Karl und seine Gattin Sophie zur Kur. Das Paar verbrachte einige Sommer in Ischl, und auch ihr erstgeborener Sohn - der spä tere Kaiser Franz Joseph - wählte diesen Ort zu seinem Sommerdomizil, das er wäh rend seiner Regierungszeit regelmäßig für einige Wochen aufsuchte. Hier war der Kaiser Privatmann und Jäger. Der Kontinuität der kaiserlichen Aufenthalte, die die Anwesenheit einer großen Anzahl von Künstlern, Aristokraten und kaisertreuen Bürgern, die sich am gleichen Ort wie das Staatsoberhaupt erholen wollte, nach sich zog, verdankte der Ort seinen Aufstieg zu einem der beliebtesten Sommerfrische orte der Habsburger-Monarchie. Der „artige" Markt Das Leben im „artigen Markt",^° dessen „Lage einer der freundlichsten im Schoß eines romantischen Thaies (ist), die man sich denken kann. (Und) Nicht leicht findet man irgendwo das Erhabene, Kolossale, mit dem lieblich Idyllischen so innig und rührend verschmolzen, als hier, wo sich die überraschendsten Naturreize zu einem Bilde vereinen, dessen Eigenthümlichkeit das Herz ergreift,"" wurde bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts vom Salz dominiert." Das Salz gab dieser Region nicht nur den Namen, sondern war auch der bestimmende Wirtschaftsfaktor des Salz kammergutes. Kaum jemand, der nicht in irgendeiner Form vom „weißen Gold" abhängig war als Salzfertiger, Salinen-, Forst- oder Bergarbeiter oder fallweise als Taglöhner. Der Staat, der das Salzmonopol innehatte, sorgte einerseits mittels ver schiedener Maßnahmen für seine im ärarischen Bereich Beschäftigten: z.B. konnte durch ein Vertriebssystem für Getreide und Lebensmittel Preisstabilität bei den Grundnahrungsmitteln erzielt werden, ebenso hatten die in der Salzerzeugung ' Franz de Paula Wirer, Ischl und seine Solebäder. Wien 1826. - Ders.: Ischl und seine Heilanstalten. Ein Handbuch für Arzte und Laien, welche diesen Kurort und seine Umgebung in heilkräftiger oder pittoresker Beziehung zu kennen oder zu besuchen wollen. Wien 1842. " Joseph August Schultes, Reise durch Oberösterreich. Tübingen 1809, S. 165. " Helmina von Norika Chezy. München 1833, S. 203. Zu Siedlungsformen und Sozialstruktur in Bergbaugebieten vgl.: Michael Mitterauer, Produktions weise, Siedlungsstruktur und Sozialformen im österreichischen Montanwesen des Mittelalters und der frühen Neuzeit. In: Michael Mitterauer (Hg.), Österreichisches Montanwesen. Produktion, Ver teilung, Sozialformen. München 1974, S. 234-315.

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