OÖ. Heimatblätter 1997, 51. Jahrgang, Heft 3/4

Fremdenverkehrswerbung im 19. Jahrhimdert am Beispiel von Enns Von Herbert Kneife! Der Fremdenverkehr spielt heute al lerorts eine bedeutende Rolle. Kulturelle Angebote und die Gastronomie sind die entscheidenden Faktoren für den Erfolg einer Werbung. Am Anfang drängten die Menschen großer Städte in die nähere Umgebung ihrer Wohnungen und fanden damit das erreichbare Ziel für notwendige Erho lung und Freizeitgestaltung. Mit dem Ei senbahnverkehr shegen vor allem für den Erholungsuchenden die Möglich keiten, in entfernte Gebiete zu reisen und an den Alpenseen Aufenthalt zu neh men. Wandern und Bergsteigen wurden zum Massentourismus. Viele Orte im ländlichen Raum such ten als Luftkurort und, wenn möglich, als Kurort die Gunst der Fremden zu ge winnen. Auch verschiedene Reisehand bücher und lokale Werbeschriften waren zur Information des interessierten Publi kums zu haben. Ein Rückblick in die wechselvolle Geschichte der Stadt Enns im 19. Jahrhundert zeigt uns, wie sich die Fremdenverkehrswerbung im Rahmen einer Kleinstadt entwickelte. Die Einwohnerzahl betrug im Zeital ter des Biedermeier 3.251 Personen in 379 Häusern.^ In der Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden 3.808 Bewohner und 391 Häuser gezählt, 1885 waren 3.884 Einwohner in 420 Häusern gemel det. Dazu kamen noch 534 Militärperso nen der Garnison.^ Die Zahl der Gast wirtschaften blieb mit 22 ziemlich kon stant, dazu kamen fünf Brauhäuser und das erste Kaffeehaus, eröffnet im Jahre 1801.^ Der durch seine Reisehandbücher über fast ganz Mitteleuropa bekannt ge wordene Schriftsteller Martin Zeiler hat der Stadt Enns eine ausführliche Be schreibung gewidmet. Zeiler wirkte von 1613 bis 1615 als Lehrer an der prote stantischen Landschaftsschule in Linz." Das hervorstechendste Kennzeichen für den Besucher der Stadt war natürlich der freistehende Turm am Marktplatz. Der Augsburger Benediktinermönch P. Regi nald Möhner wußte von seiner Wande rung durch Österreich im Jahr 1635 zu berichten, daß er den Stadtturm besich tigte, wo ihn die Rippe einer Riesin als besonders sehenswert erschien.' Im Rei setagebuch Albin Bukowskys vom Jahre 1835 ist von einem stimmungsvollen Er lebnis bei der Ankunft in Enns die Rede. Es heißt dort: „Wir setzten von Streng berg an in heiterer Laune unseren Weg ' StA, Sch. (Stadtarchiv, Schuber) Häuserver zeichnis, Verzeichnis sämtlicher Ortschaften, Häuser, Wohnparteien und Einwohner pro anno 1830. ^ Josef Amstler, Geschichte der Stadt Enns, Enns 1969, S. 42. ^ StA, Sch. Häuserverzeichnis, 12, 8. 1885. " Eduard Straßmayr, Der Ennser Stadtturm. In: Jahrbuch des OÖ. Musealvereines, 97. Bd., Linz 1952, S. 129. ' A. Cerny, Ein Tourist in Österreich während der Schwedenzeit, Linz 1874, S. 32.

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