humanes Bewußtsein und ihr fachliches Können entwickeln, das Unterscheidungs vermögen zwischen wertvoll, wertlos und schädlich trainieren und entsprechend handeln: privat, beruflich und politisch. Diese drei Ebenen sind zu beachten und jede für sich wäre differenziert zu erörtern. Die Strukturen, Regelungen und Verfah ren in Wirtschaft und Gesellschaft stellen wirksam wichtige Weichen, verteilen Wer tungen, Chancen, Grenzen und Lasten. Zur Kulturaufgabe gehört, diese Strukturen und Regelungen auf reale Vorgaben, Kräfte und Zusammenhänge einerseits und auf humane Zielsetzungen andererseits durchzudenken, Humanität sichernde „Spielre geln" immer wieder bestmöglich zu aktualisieren und durchzusetzen. Diese wichtige strukturell-politische Ebene kann hier nicht weiter ausgeführt werden. (Es besteht großer Gestaltungsbedarf!) Die ordnungspolitischen Aufgaben werden human gut nur kultivierte Persönlichkeiten zu leisten vermögen. Dafür skizziere ich abschlie ßend einige Leitlinien. Wiedergewinnen eines humanen Rhythmus, angemessener Prioritäten und Proportionen Wir sind in unseren Lebensvollzügen bis tief hinein in das Empfinden und Fühlen von den Mustern unserer Leistungs- und Konsumzivilisation bestimmt. Das Wirtschaftliche hat einen dominierenden Stellenwert und es gibt beachtenswerte Gründe dafür: Die Integrations- und Globalisierungs-Herausforderungen erfordern derzeit einen besonderen Einsatz. Aber auch in normalen Zeiten gilt: „Ohne Ökono mie kein Leben!" Zur Entfaltung des physischen und geistigen Lebens brauchen wir viele Voraussetzungen und Mittel, welche von einer leistungsfähigen Wirtschaft her vorgebracht werden. Die im 2. Abschnitt skizzierten Tendenzen zu Kurzsichtigkeit, Einseitigkeit und Rücksichtslosigkeit sind auch ökonomisch gefährlich. Demgegenüber ist an uralte Grundhaltungen bäuerlicher Kultur, nämlich „Nachhaltigkeit" und „Gemein wohl", zu erinnern. Bauern wußten, daß man die „Substanz": Boden, Wasser, Leben, d.h. die Umwelt, nicht verbrauchen und schädigen darf, sondern pflegen muß, damit die gegenwärtige und künftige Generationen die Früchte, den Zuwachs nüt zen können. Rücksichtnahme auf das Gemeinwohl gilt heute weithin als altmodisch, es zählt nur der kurzfristige Einzelnutzen. Dabei wird übersehen, daß alle auf ein gut entwickeltes Gemeinwesen angewiesen sind und deshalb dafür beizutragen und darauf Rücksicht zu nehmen haben. Für Schäden, Verluste, die durch Rücksichtslo sigkeit und Kurzsichtigkeit angerichtet werden, muß man bezahlen. Das betont auch eine alte kaufmännische Weisheit: „Ein Geschäft ist nur dann ein gutes Geschäft, wenn langfristig beide Seiten zufrieden sind." Darüber hinaus ist sehr zu beachten: „Leben ist mehr als Ökonomie!" Zum Leben gehören die Dimensionen des Kalkulierbaren, Produzierbaren, Kaufbaren und Verkaufbaren ebenso wie die ganz anderen Dimensionen der mitmenschlichen Beziehungen, der Erfahrung von Sinn, der Muße, des Geschenkhaften und Unverrechenbaren, des Kreativen, des Schönen, des Transzendenten. Das muß jeder Mensch für seine persönliche Lebensgestaltung bewußt halten und bei der Aufteilung von
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