OÖ. Heimatblätter 1996, 50. Jahrgang, Heft 3

175 Jahre „Stille Nacht, Heilige Nacht!". Symposiumsbericht vorgelegt von Thomas Hochradner und Gerhard Walterskirchen. Veröffentlichungen zur Salzburger Musikgeschichte, Band 5. Salzburg: Selke-Verlag, 1994. 254 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen. ISBN 3-901353-09-7 Daß ein weltbekanntes Weihnachtslied eine reiche populäre literarische Würdigung erfährt, ist kein Wunder. Es ist daher umso erfreulicher, wenn man auf wissenschaftliche Publikationen stößt, die sich um eine verläßliche Darstellung der Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte dieses Liedes bemühen. Für uns ist dieses Buch deshalb interes sant, da Dichter und Komponist (vgl. OÖ. Hbl. 48 [1994] 384) des Liedes durch ihre Herkunft bzw. Ausbildung mit Oberösterreich verbunden sind. Die Salzburger Stille-Nacht-Gesellschaft, das Salzburger Volksliedwerk und das Forschungsin stitut für Salzburger Musikgeschichte haben im Jubiläumsjahr eine Reihe von Fachleuten nach Salzburg und Arnsdorf zu einem Symposion ge laden. Es galt die vielfältigen Bezüge, in die dieses schlichte Lied eingebunden ist, herauszuarbeiten. In vier Vortragsreihen wurden Beiträge zum kultur- und geistesgeschichtlichen Umfeld, zu den sozialhistorischen Veränderungen, zu Fragen der Stilkunde und der Rezeption geboten. Die thema tische Vielfalt der zwanzig Referate erweckt na hezu den Eindruck eines umfassenden Kompendi ums; ein solches zu erstellen ist jedoch weder die Aufgabe eines Symposions, noch hatten die Ver anstalter ein solches geplant. Vielmehr gelang es, durch neue Überlegungen und Aspekte zu weite ren Forschungen anzuregen und so manches Le gendenhafte, das sich um ein so populäres Lied naturgemäß rankt, zu klären. Daß in der Frage der Quellenlage noch nicht das letzte Wort gespro chen ist, beweist die kürzlich erfolgte Entdeckung eines sehr alten Dokumentes dieses Liedes. Wünschenswert wäre, den gegebenen kultur geschichtlichen und musikalischen Wurzeln die ses Liedes auch in Oberösterreich, vor allem in den angrenzenden Regionen, einmal nachzuge hen. Karl Mitterschiffthaler alt. Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt, das er von 1970 bis 1986 innegehabt hatte, schlug er wiederum die Universitätslaufbahn ein; er ist In haber des Romano-Guardini-Lehrstuhls für „Christliche Weltanschauung, Religions- und Kul turtheorie" an der Universität München. Die erste Berufung nach München hatte Hans Maier aber bereits 1962 erhalten, und zwar auf einen Lehr stuhl für Politikwissenschaft neben Eric Voegelin, der lange in Wien tätig gewesen war und u. a. 1936 am Beispiel des Ständestaates das Buch „Der autoritäre Staat" verfaßt hatte. Hans Maier ist aber kein geborener Bayer; die ersten dreißig Jahre sei nes Lebens verbrachte er in Freiburg im Breisgau, „am Fuße des Schwarzwaldes mit seiner vorder österreichischen Tradition und mit seiner räumli chen und kulturellen Nähe zum französischen El saß", auf welche die Herausgeber in ihrer „Zueig nung" hinweisen. Dieser Hinweis deutscher Ge lehrter erinnert mich an die an die österreichische Vergangenheit mahnenden Aufschriften am Rat haus von Breisach, vis-ä-vis vom Stephansmün ster mit seinem für süddeutsche Kirchen unge wohnten Lettner und dem „jüngsten Gericht" von Marhn Schongauer anläßlich einer Fahrt von Straßburg nach Colmar und über Breisach zurück in den Schwarzwald im Herbst 1989. Freilich, die heutige Bevölkerung dort weiß im allgemeinen kaum noch etwas von den „Vorlanden" = „Vorder österreich". Aber auch bei uns ist das Wissen darum versiegt. Das österreichische Millennium mag es aus Anlaß des angeführten Hinweises in der Festschrift für Hans Maier rechtfertigen, hier kurz dem staatlichen Schicksal der „Vorlande" nachzugehen: In der „Geschichte Österreichs" (8. Aufl. 1990) von Erich Zöllner heißt es (S. 136): „Im Jahre 1368 (drei Jahre nach dem Erwerb Tirols durch die Habsburger - J. D.) kaufte sich die Stadt Freiburg im Breisgau von der Herrschaft ihres ... Grafen los und unterstellte sich den Habsburgern. Karl IV. belehnte die Habsburger überdies mit der Landgrafschaft im Breisgau. Freiburg und der Breisgau blieben seither durch Jahrhunderte Ba stionen Österreichs am öberrhein und Hochbur gen österreichischer Staatsgesinnung." Politik - Bildung - Religion, Hans Maier zum 65. Geburtstag. Herausgegeben von Theo Hammen, Paul Mikat, Heinrich Oberreuter u.a. Paderborn: Verlag Ferdinand Schöningh, 1996. 754 Seiten, Leinen, S 1.095,-. Bayerns langjähriger brillanter Kultusmini ster Hans Maier wurde am 18. Juni 1996 65 Jahre Die endgültige Lostrennung des Breisgaus von Österreich erfolgte auf dem Wiener Kongreß 1815: Er kam an Baden, dafür erhielt Österreich den größten Teil des Salzburger Landes mit seiner Hauptstadt. Salzburg wurde übrigens bis 1848 von öberösterreich aus verwaltet (vgl. Zöllner, S. 348/349).

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2