OÖ. Heimatblätter 1996, 50. Jahrgang, Heft 3

vielfach vermutet wird. Und es war nicht nur die kirchliche Lehrmeinung selbst, die hier bestim mend wurde, sondern die Kirche wirkte auch als Mittler zu anderen, etwa den antiken Kulturen. Und auch vieles, was man landläufig als beson ders „volksmäßig" ansieht, ist erst praktisch aus einer „Rückkoppelung" gelehrter Ansichten ins Volk gelangt. Bei vielem ist die ursprünglich reli giöse bzw. kirchliche tterkunft gar nicht mehr be wußt bzw. leicht erkennbar. Das ausführliche Literaturverzeichnis zeigt, daß sich der Autor mit den Gegebenheiten in Oberösterreich eingehend befaßt hat und die Ver hältnisse in unserem Bundesland bei seinen Über legungen, auch wenn sie allgemein gehalten sind, durchaus berücksichtigt wurden. Es ist zu hoffen, daß möglichst viele, die sich mit dem Brauchtum und der Volkskultur auch wissenschaftlich beschäftigen, dieses Buch zur Hand nehmen werden. Gerhard Gaigg Berg '95 - Alpenvereinsjahrbuch. Wien: Freyiag und Berndt, 1994. 304 Seiten, zahlreiche Abhildungen. ISBN 3-7633-8058-2 Im vorliegenden AV-Jahrbuch wird die Be deutung der Brennerberge (mit beiliegender AVKarte Nr. 31/3) beschrieben. Über die Bedeutung für die Geschichte, die schwierigen geologischen Verhältnisse, die wirtschaftliche Bedeutung als Erzreviere bis hin zu den Freizeitgestaltungsmög lichkeiten vom Wandern bis zu Extremtouren spannt sich der Bogen der Berichte. Sicherlich gäbe es noch mehr Interessantes und Unterhaltsa mes zu berichten, die fundierten Artikel der ver schiedenen Autoren erlauben aber doch einen Blick aus verschiedenen Perspektiven. Dies gilt auch für den Block „AlpinismusSportklettern/Expeditionen", in dem nicht nur von großartigen alpinistischen Leistungen und Lei stungen in Sportkletterrouten zu lesen ist, son dern auch von den verschiedensten Motiven, Mo tivationen und Philosophien und deren Verände rungen, die hinter diesen Leistungen stehen. Nach bewährter Methode werden Unternehmungen zu berühmten alpinistischen Zielen (z.B. Patagonien) mit Beschreibungen weniger bekannter Gebirge (z. B. Kaukasus) angeboten. Die Geschichte des Frauenbergsteigens, die Bedeutung des Alpenvereins für Familien, aber auch ein Plädoyer für das Bergrad sind weitere in teressante Beiträge. Ein ganzer Artikelblock behandelt einmal mehr die „alpine Kunst" und den Naturnutz und Naturschutz, in dem auch die Bedeutung alpiner Unternehmungen für die Persönlichkeitsentwick lung nicht zu kurz kommt. Darüber hinaus eignen sich die Beiträge, den Leser für die Zusammenhänge zwischen Natur, Kultur, Tourismus, damit aber auch Traditionen, aus denen sich Neues entwickelt, zu sensibilisieren. Viele Bildbeiträge in Farbe und Schwarzweiß ergänzen und unterstützen in bekannter Qualität das geschriebene Wort. Christian Hofinger Berg '96 - Alpenvereinsjahrbuch. Wien: Freytag und Berndt, 1995. 304 Seiten, zahlreiche Abbildungen. ISBN 3-7633-8059-0 Unüblich und als Einführung gelingt es Franz Zauner als Autor des ersten Artikels „Schau, der Berg hat Ameisen", die Sinnhaftigkeit alpinisti scher Tätigkeit am Beispiel des alpinen Schilaufs mit Evolutionstheorien und ökologischen Frage stellungen locker und humorvoll zu verbinden. Anschließend beschreiben Kenner das diesjährige Kartengebiet des Rofangebirges (AV-Karte Nr. 6 als Beilage) in traditioneller Manier. Landeskund liche und kulturhistorische Streiflichter werden gelegt, Ersteigungsgeschichten extremer Kletterer erzählt und weite Wege im Umkreis kleiner Berge erwandert. Unüblich ist auch der folgende Block gestal tet, in dem Autoren aus Großbritannien ihre Un ternehmungen in Gibraltar, im nördlichen Wales, an der Eigernordwand und am Everest beschrei ben. Der Humor des Lesers muß auch gar nicht besonders britisch sein, um die Beiträge zu genie ßen und darüber zu schmunzeln. Die nächste Artikelserie wirft philosophische Blicke auf den Alpinismus. Hans His macht sich über die Kühnheit der Gesättigten Gedanken, Fe lix von Cube hebt die Bedeutung von Lust an Lei stung hervor. Eine Theorie, die übrigens auf den Erkenntnissen von Konrad Lorenz aufbaut. Auch der Frage, wer das Gebirge letztendlich besitzt - der Naturschutz oder das Bergsteigen, oder viel leicht eine Synthese aus beiden -, wird nachge gangen.

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