OÖ. Heimatblätter 1996, 50. Jahrgang, Heft 3

Gernot Peter Obersteiner: Theresianische Ver waltungsreform im Herzogtum Steiermark. Die Repräsentation und Kammer (1749-1763) als neue Landesbehörde des aufgeklärten Absolutis mus. Graz: Selbstverlag der Historischen Landeskommission für Steiermark, 1993. 335 Seiten, sieben Abbildungen. ISBN 3-901251-07-3 Auch in Oberösterreich hat sich die For schung mit der ständischen Verwaltungsstruktur auseinandergesetzt, wie die Publikationen von Eduard Strassmayr (1950) und Gerhard Putschögl (1968) zeigen. Die vorliegende Arbeit gibt in ihrer Einlei tung eine Ubersicht über die Theresianische Ver waltungsreform und ihre Vorstufen und behan delt die innerösterreichischen Zentralbehörden im Jahre 1740 und die Änderungen in der inner österreichischen Verwaltung 1740-1747, bevor sie auf die Reformen in der Steiermark 1748/49 über geht. Für den Experten und geschichtlich Interes sierten sind diese Reformen eine Fundgrube von Details, nachdem die landesfürstliche Mittelbe hörde nicht nur die Kanzlei, die Korrespondenz, das Zahlamt, die Buchhalterei, Amtsräume, Post und Botenwesen, sondern auch die Besoldung und Pension, Todesfall, Witwen- und Waisenver sorgung, Dienstbeschreibung, Strafen und Ban denkriminalität zum Inhalt hatte. Sehr eingehend wird das Verhältnis zu den Landständen und zum Klerus behandelt. Über sechzig Seiten allein befassen sich im VI. Kapitel mit den Kommissionen, so der Kommercienkonsess, die Sanitätskommission, die Policeykommission, die Studiensachen- und Studi enkommission, die Zensurkommission, die Mil de-Stiftungskommission, die Landessicherheits kommission und die Religionshofkommission. Außer der Zusammensetzung dieser Kommissio nen erfahren wir aufschlußreiche Details über die Agenden und die Arbeitsweise dieser Kommissio nen, deren Beschreibung im vorliegendem Falle aber aus Platzmangel nicht möglich ist. Im VII. Kapitel werden über 83 Seiten die Kreisämter und die jeweiligen Kreishauptmänner - davon sieben mit Bild - behandelt. Die Steier mark war von 1494 bis 1748 in folgende Viertel eingeteilt: das Viertel Enns- und Mürztal, das Judenburger Viertel, das Vorauer Viertel, das Viertel zwischen Mur und Drau und das Viertel Cilli. Als Kreise bestanden damals Graz, Bruck, Judenburg, Marburg und Cilli. Mit dem Tag der Eidesleistung begann auch die Besoldung des Kreishauptman nes. Das Amt des Kreishauptmannes war kein sta biles, sondern war auf Antrag der Landesbehörde alljährlich, seit 1769 alle drei Jahre im Herbst von der Landesfürstin zu bestätigen. Hans Sperl Walter Hartinger: Religion und Brauch. Darmstadi: Wissenschaftliche Buchgeseüschafl, 1992, 314 S. ISBN 3-354-10900-7 Walter Hartinger, Ordinarius für Volkskunde an der Universität Passau, beschäftigt sich in die sem Werk mit einem traditionellen Thema der volkskundlichen Forschung, nämlich dem Brauchtum und seiner Beziehung zur Religion. Schon seit jeher lenkte man sein Augenmerk auf diese Zusammenhänge. Durch die angenommene Kontinuität des Brauchtums und der Negierung der immer wieder stattfindenden Beeinflussung und Veränderung glaubte man, in weitaus den meisten Teilen des Brauchtums germanische Wur zeln erkennen zu können. Diese Meinung ist auch heute noch in zahlreichen Abhandlungen, vor al lem populär-wissenschaftlicher Natur, sowie in den Medien vorherrschend. Aber auch in der Be völkerung ist die Ansicht, daß es sich bei sehr vie len Bräuchen um ein germanisches Erbe handelt, weit verbreitet. Die wissenschaftliche Forschung hat aller dings schon seit einiger Zeit immer wieder neue Beweise für die Unhaltbarkeit dieser germani schen Theorie geliefert. Walter Hartingers Buch zielt ebenfalls in diese Richtung, wenn auch etwas anders und diffiziler als so mancher seiner Fach kollegen. Präzise versucht er die Herkunft der ver schiedenen brauchmäßigen Tätigkeiten zu ergrün den. Er begeht jedoch nicht den Fehler, hinter je dem kleinen Detail einen allzugroßen Sinn und den Einfluß der kirchlichen Autorität zu suchen. Vielmehr gesteht er ein, daß bei der geschichtli chen Entwicklung der einzelnen Bräuche viele Faktoren, die oft unbeabsichtigt und eher zufällig geschahen, beteiligt waren. Vielleicht wirken ge rade deshalb seine Ausführungen so klar und so schlüssig, weil sie sich auf wesentliches, auf große Zusammenhänge konzentrieren und sich nicht in Nebensächlichkeiten verfransen. Dennoch, der Grundtenor des Werkes ist deutlich erkennbar. Das Christentum, welches seit rund eineinhalb Jahrtausenden in unserer Gegend zu Hause ist, hat einen stärkeren und nachhaltige ren Einfluß auf unser Brauchtum ausgeübt, als

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