OÖ. Heimatblätter 1996, 50. Jahrgang, Heft 3

Elke Michel-Blagrave: Johann Nepomuk David. Gründer und Leiter des Welser Bach-Chores und seine Nachfolger als Chorleiter im Zeitraum von 1926 bis 1940 mit einem Nachwort von Ernst Ludwig Leitner. Wels: Kulturring, 1995. 82 Seiten, mit Fotos und Faksi miles. J. N. David und der NS-Staat. Symposion Wels 1995 im Kulturzentrum Burg Wels, 16.-17. No vember 1995 - Bericht. Wels: Die Lanner-Strauß-Compagnie, 1995. 105 Seiten mit einigen Faksimiles. Unbestritten zählt heute Johann Nepomuk David zu den großen Komponisten des 20. Jahr hunderts. Sein hundertster Geburtstag war ein willkommener Anlaß, sich in Wels, wo er seinen ersten bedeutenden Wirkungsort fand, mit seiner Chorleitertätigkeit und mit einem Thema, das „50 Jahre danach" einer Revision bedurfte, zu befasElke Michel-Blagrave hat in ihrer an der Mu sikhochschule Mozarteum Salzburg approbierten Diplomarbeit die Chroniken des Welser BachChores - eine dieser von David selbst geführt - aufgearbeitet bzw. exzerpiert. Man gewinnt Ein blick in Davids zielstrebige und beispielhafte Chorarbeit, deren Ergebnis in Konzerten auch au ßerhalb von Wels präsentiert wurde. Dieser Bei trag zum Konzertleben dieser Region ist sowohl quantitativ wie auch qualitativ durch die Werkaus wahl von Bedeutung. In den Zeitungen fanden diese Chorkonzerte durch die verschiedensten Rezensenten einhellig lobende Beurteilungen. Zu den Konzertrezensionen in den Zeitungen hätte jeweils das Datum der Zeitungsausgabe im Sinne einer zuverlässigen Quellenangabe von der Auto rin nachgetragen werden müssen. Die Lanner-Strauß-Compagnie Wels veran staltete ein Symposion, in dem man der Anerken nung Davids - von der Berufung an das Leipziger Konservatorium bis zur Bestellung zu dessen Lei ter - im nationalsozialistischen Deutschland nach ging. Hier wird deutlich, daß David in der Nach kriegszeit zu Unrecht eine „braune" Vergangenheit nachgesagt worden ist, was schließlich im Zuge der in diesem Fall völlig ungerechtfertigten „Ent nazifizierung" zu seinem Weggang von Salzburg geführt hat. Als kompetente Zeitzeugen sprachen Eberhard Würzl und Wilhelm Keller, letzterer als David-Schüler in Leipzig, und Wolfram Tuschner, Verwandter des David-Schülers Helmut Hilpert und Organisator des Symposions. Ihnen ist eine überzeugende Klarstellung zu danken. Zu dieser längst fälligen Entlastung trug auch die von meh reren Fachleuten geführte Podiumsdiskussion bei, die im Bericht zumindest in Kurzfassung wieder gegeben hätte werden müssen. Die LannerStrauß-Compagnie hat damit ein nicht unwichti ges, einigen noch immer unliebsames Thema auf gegriffen. Daß sie es geschafft hat, bereits Wochen später den Symposionsbericht in Buchform vor zulegen, muß lobend erwähnt werden. Karl Mitterschiffthaler Walter Beck; Anton Bruckner. Ein Lebensbild mit neuen Dokumenten. Dornach/Schweiz: Philosophisch-Anthroposophischer Ver lag am Goetheanum, 1995. 96 Seiten, mit zahlreichen Ab bildungen und Faksimiles. ISBN 3-7235-0740-9 Wenn ein in Kreisen der Musikschriftsteller unbekannter Autor „ein Lebensbild mit neuen Dokumenten" in einem Schweizer Verlag vorlegt, greift man mit einiger Neugierde nach diesem Buch, das sich noch dazu in einer geschmackvol len und großzügigen Gestaltung präsentiert. Ein Blick auf die überaus reichhaltige Bildausstattung, darunter viele ganzseitige Titelblätter von Druck werken, läßt aber bald eine verhältnismäßig ge ringe Reproduktionsqualität erkennen. Die Bild beschreibungen sind, wenn überhaupt vorhan den, nicht ausreichend, erst beim Durchblättern des Buches findet man weitere, allerdings nicht in der erwarteten Ausführlichkeit, auf Seite 93. Im Buchtext fallen Ausdrucksweise und in haltliche Anordnung eigenartig auf. Aufgrund der zerstückelnden Absatzbildung hat man den Ein druck eines Konglomerates von Notizen und Da ten, deren Anordnung nicht von Logik bestimmt ist. So mancher Satz verlangt dem Leser unge wollt ein Schmunzeln ab, wenn man liest: „Er [Bruckner] ... trank und aß viel, was eigenartiger weise seine produktive Leistung nicht lähmte" (S. 11). „Als Berufsbezeichnung wünschte er Sym phoniker genannt zu werden, und mehrfach er scheint in seinen Werken die Bezeichnung ,Misterioso'." (S. 12). „Die erste Zeit in Linz war eine Epoche geistlicher Kompositionen - die Wirkung St. Emerans" (sie!, S. 22), womit jedoch nicht die Hilfe eines Heiligen gemeint ist, sondern die Auf-

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