OÖ. Heimatblätter 1996, 50. Jahrgang, Heft 3

Buchbesprechnungen Roman Sandgruber: Ökonomie und Politik. Österreichische Wirtschaftsgeschichte vom Mit telalter bis zur Gegenwart. In der Reihe „Osterreichische Geschichte", hrsg. von Her wig Wolfram, Wien: Verlag Carl Ueherreuter, 1995. 669 Seiten, mit vielen Farh- und Schwarzweißahhildungen, Statistiken und Tabellen. S 740,-.- ISBN 3-8000-3531-6 Der Autor, Universitätsprofessor für Sozialund Wirtschaftsgeschichte an der Universität Linz, hat die schwierige Aufgabe übernommen - und sie auch bravourös gemeistert -, im Rahmen des „Jahrhundertwerkes" zur österreichischen Ge schichte das Umfeld und die Entwicklung unserer Wirtschaft ab dem 10. Jahrhundert bis heute dar zustellen. Im Rahmen des auf zehn Bände geplan ten Werkes „Österreichische Geschichte" mußten in einem Band nicht nur etwa die Abläufe der Agrar- und Industrieproduktion, sondern desglei chen die Bevölkerungsentwicklung, die Urbani sierung, der jeweilige Arbeitsmarkt, die verschie denen Migrationswellen usw. untergebracht wer den. Und wie im Haupttitel zum Ausdruck kommt, sind ökonomische Entwicklungen nicht ohne die politischen Gegebenheiten in ihrem Spannungsfeld darzustellen. Die besondere Schwierigkeit bei der Behand lung dieser Materie liegt darin, daß das heutige Österreich als geographische und nationale Bezie hungsgröße bekanntlich sehr jung ist und die für das Aufzeigen einer Entwicklung so notwendigen Vergleichsdaten nicht gegeben sind. Trotzdem ge lingt es dem Autor, in übrigens sehr gut lesbarer Art und Weise, jene Entwicklungstendenzen und Trends sowie deren jeweilige Grundlagen heraus zuarbeiten, welche die österreichische Wirtschaft letztlich bis heute prägen. Dabei ergeben sich mit unter hochinteressante Aspekte, die in der gelun genen Zusammenschau oft neue Sichtweisen er möglichen. Einzelne Fakten hervorzuheben hieße das Gesamtwerk zu schmälern. Ein ausführliches Personen- und Ortsregister erschließt das umfangreiche Werk, das natürlich auch einen entsprechenden wissenschaftlichen Apparat enthält. Im 68 Seiten umfassenden Quel len- und Literaturverzeichnis vermißt man leider einige m. E. nicht gerade unwesentliche Beiträge zur oberösterreichischen Wirtschaftsgeschichte, die in unseren OÖ. Heimatblättern erschienen sind. Im Vor- und Nachsatz dieser Reihe ist eine nichtssagende Karte von Österreich und seiner Umgebung wiedergegeben, die trotz ihres mehr als bescheidenen Inhaltes noch einige Fehler auf weist (z. B. entspringt die Traun westlich des Hallstätter Sees, dargestellt also der Gosaubach). Das Werk, das jedem an unserer Geschichte Interessierten bestens empfohlen werden kann, schließt mit einer ernstzunehmenden Warnung: „Die ,Grenzen und Räume', die dem ersten Band dieser Reihe den Titel gaben, sind durchlässig, of fen und anachronistisch geworden ... Die Gren zen hingegen, die die Natur dem Menschen und dem Wachstum seiner wirtschaftlichen Aktivitä ten setzt und die er in seinem Höhenflug nicht überspringen kann, sind zwar ins allgemeine Be wußtsein gedrungen, werden aber in den politi schen und wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen noch nicht ernsthaft zur Kenntnis genom men." Dietmar Assmann Fritz Fellner (Hg).: Passierschein und Butter schmalz. Zeitzeugen erinnern sich an Kriegs ende und Befreiung. Grunbach: Edition Geschichte der Heimat, 1995. 180 S., Abb. Im Frühjahr 1995 hatte die Linzer Kirchenzei tung (und mit ihr die in Kooperationsredaktion zusammenarbeitenden Kirchenzeitungen West österreichs) ihre Leser aufgerufen, ihre Erlebnisse „vom Ende und Anfang 1945" mitzuteilen. Aus den vielen Zuschriften wurde die vorliegende Auswahl getroffen, die durch Beiträge aus der „Linzer Kirchenzeitung" aus den Jahren 1945 und 1946 ergänzt wurden.

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