OÖ. Heimatblätter 1996, 50. Jahrgang, Heft 3

Aber; Der Fotograf Kislinger hätte nie jene Anerkennung gefunden, wie sie etwa der Grafiker Kislinger oder der Aquarellist Kislinger gefunden hat. Es gäbe kein Buch über die „Alte Bauern herrlichkeit", hätte Kislinger nur fotogra fiert. Anscheinend ist es das Schicksal der Amateurfotografie, und ein Amateur war Kislinger lebenslang, daß Fotos und überhaupt der Umgang mit der Fotogra fie bis heute weder Wertschätzung noch Anerkennung gefunden haben. Ein Beispiel: In einer wissenschaftli chen Publikation aus dem Jahre 1985 über Bauernhöfe im Mühlviertel wurden zur Illustration fast ausschließlich Auf nahmen von Max Kislinger aus den drei ßiger Jahren verwendet. Daß die Auf nahmen von Max Kislinger stammen, wird weder im Impressum noch sonst an einer Stelle erwähnt. Amateurfotografen bleiben anonym, oder zumindest sind sie nicht wert, erwähnt zu werden. Kislinger teilt das Schicksal vieler seiner Gesinnungskameraden. Was aus der Kamera stammt, ist für Wissenschaft und Kunst relativ bedeutungslos. Mit der Ausstellung in Hirschbach haben wir versucht, dem Fotografen Kis linger und mit ihm der engagierten Amateurfotografie jenen Stellenwert zu geben, der gerecht ist. Gerecht in mehr facher Hinsicht. Einerseits sollte das fo tografische Werk Kislingers als eigen ständige Sparte, als durchaus voll ent wickelte Ausdrucksweise eines Künstlers und Forschers gesehen werden. Ande rerseits sollte die Leistung der Amateur fotografie im allgemeinen aufgezeigt werden. Diese Art der Fotografie, wie sie Kislinger betrieben hat, kann auch für uns gültige Regeln enthalten: Konzen tration auf einen Themenkreis, ganzheit liche Betrachtungsweise (keine Tren nung von Wort und Bild), technische Perfektion. Zum Schluß eine kleine Aufforde rung an alle Amateurfotografen: Sollten wir nicht an dem weiterarbeiten, was Kislinger begonnen und uns vorgegeben hat ... Sollten wir nicht bewußt unsere engste Umgebung dokumentieren, ana lysieren und interpretieren? Sollten wir nicht verstärkt das Mittel der Fotografie einsetzen? Kislinger könnte für uns da bei ein Vorbild sein. Fritz Fellner Taubenschläge Taubenschläge waren früher bei Bau ernhäusern in hölzernen Wirtschaftsge bäuden häufig zu finden. Die Anfluglöcher und hölzernen Anflugbretter zeu gen noch von diesem Taubengewirr, wie im ehemaligen Pfarrhof in Steinbach/ Steyr. In zwei Etagen mit zehn Anfluglöchern sind die „Taubenwohnungen" un tergebracht. Im Inneren des Heubodens waren verschiebbare Öffnungen, wo der Betreuer zu den Tauben hineingreifen konnte. Die Tauben waren ein schöner Zeitvertreib, meist für junge Dienstboten oder Kinder des Hauses, aber auch eine kleine Einnahmequelle. Sie wurden ent weder verkauft, vertauscht oder geköpft als Abwechslung für den Speisezettel. In manchen Bauernhäusern mußte auch ein

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