dessen Sarkophag in der Gruft der Stiftskirche von St. Florian soweit geöff net, daß der einbalsamierte Leichnam durch ein Glasfenster zu sehen war. Der junge Forster war erstaunt, daß die Ge sichtsfarbe des Toten „so frisch" war, als ob er erst wenige Tage vorher begraben worden wäre. Aus diesem einschneidenden Erleb nis entstand die erste Bruckner-Büste - noch an der Akademie (heute im Foyer des Linzer Bruckner-Konservatoriums) -, der eine große Anzahl der schönsten und eindrucksvollsten Bruckner-Darstel lungen in den verschiedensten Materia lien als Relief oder Vollplastik folgen sollte. Im Sommer 1924 hatte Forster „die Akademie abgeschlossen" und nahm in der schwierigen Zeit der Inflation im Herbst die freischaffende Bildhauertätig keit in der Werkstatt seines Elternhauses in St. Florian auf, hatte einige Jahre schwer zu ringen, heiratete, gründete eine Familie mit fünf Kindern, baute ein Atelier aus, in dem er bis ins hohe Alter von 93 Jahren schaffen sollte, und in des sen Nebenraum, der ihm seit einigen Jahren als Schlafstätte diente, Franz Se raph Forster am 20. Mai 1993 im 97. Le bensjahr verstarb, fünf Tage vor seinem Geburtstag. Das Grab liegt schräg ge genüber dem Portal der Stiftskirche von St. Florian, wo in der Gruft Anton Bruck ner unter „seiner" Orgel die letzte Ruhe gefunden hatte. Der 100. Geburtstag Professor Franz S. Forsters möge daran erinnern, daß seine „standfeste" Position in der öster reichischen Kunstgeschichte - vor allem im Bereich der kirchlich-christlichen Kunst - unbestritten ist und er überdies als Bewahrer eines unversehrten Men schenbildes in seinem Werke gilt, dessen unnachahmlicher Höhepunkt in den prachtvollen Bruckner-Büsten zu sehen ist. Fritz Feichflnger Literaturverzeichnis Fritz Feichtinger: Bruckner und Forster. In: OÖ. Hbl., 41. Jg., 1987, S. 354-360. Ders.: Bildhauer Forster. Eine Monographie. Steyr 1992. Ders.: Die Schwere wurde leicht. OÖ. Hbl., 47. Jg., 1993, S. 154-157. Der Fotograf Max Kislinger Die Amateurfotografie und Max Kislinger - Gedanken zur Ausstellung in Hirsch bach 1995 Max Kislinger ist uns allen als Grafi ker, Aquarellist und Sammler volks kundlicher Sachzeugnisse bekannt. Im Volkskundehaus in Ried ist eine Kislinger-Stube eingerichtet, in der man vom Universalkünstler und Forscher Kislin ger so ziemlich alles sehen kann, was er in seinem Leben jemals geschaffen hat. So nebenbei wird auch in seinen Biografien und Nachrufen erwähnt, daß er fotografiert hat. Das hat nichts mit Kis linger und seinem fotografischen Kön nen oder Nichtkönnen zu tun, das liegt am Stellenwert, den die etablierten Kunst- und Wissenschaftsgattungen der Fotografie beimessen. Die Fotografie be-
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