OÖ. Heimatblätter 1996, 50. Jahrgang, Heft 3

ner Musik wegen eine engere seelische Verbindung hatte als irgendein Nachge borener. Der St. Florianer Bildhauer Franz 5. Forster war in dem Jahr geboren worden, da Anton Bruckner noch unter den Lebenden gewesen ist. Möglicher weise bestand hier ein Anhauch imagi närer Strömungen zwischen zwei emp findsamen Substanzen. Jedenfalls näherte sich in späteren Jahren der Meister der Bildhauerei im heimatlichen St. Florian immer mehr und immer verinnerlichter dem Meister der Musik, nicht zuletzt in gemeinsamer handwerklicher und künstlerischer Mei sterschaft. Denn das Goethe-Wort im Titel hat noch immer seine Gültigkeit. Es wirkt weiter, trotz oder gerade wegen der in unseren Tagen grassierenden Experi mentiersucht in künstlerischen Belan gen. Nicht das Vollendete, sondern das Entstehende wird bejubelt, nicht das festgefügte Dauerhafte, sondern das ak tuell Flüchtige erhält offizielle Förde rung. Aber die bildende Kunst steht im mer noch für die formgewordene Idee als das bleibende Kunstwerk und nicht für flir rende, vorüberhuschende Aktionen ir gendwelcher Provenienz. Die formgewordene Idee ist im tiandwerklichen grundgelegt. Das Handwerkliche und seine meisterliche Beherrschung ist im künstlerischen Schaffen Voraussetzung zur Verwirkli chung einer subjektiven Idee in einem adäquaten, objektiven Material, Voraus setzung, nicht Endstadium. Das geistig-seelische Potential des Künstlers überhöht das notwendig Handwerkliche zur subtilen eigenschöp ferischen Gestaltung und erhellt in der autonomen Bildaussage (Gemälde, Pla stik). Jedoch ist das künstlerische Wollen im Kreativen (dem handwerklich-schöp ferischen Willen) nicht alleinbestim mend für den Ablauf des Schaffenspro zesses, sondern bedarf der ständigen Kontrolle durch das Sensitive (Gefühls mäßige) und das Rationale (Gedankliche, Vernunft). Diese unzertrennbare wohlbe dachte Dreiheit seelischer Aktivitäten befähigt den Künstler zu niveauvollem Schaffen, um in Ausdauer und Geduld das Wachsenlassen und Reifen des Wer kes erwarten zu können. Mit langsa mem, bedächtigem Auswägen, Durch dringen und Feilen an der Idee und ihrer Verwirklichung in der bleibenden dauerhaf ten Form bekennt sich der Künstler zur Verantwortlichkeit seiner Kunst gegenüber, wie es einem Meisterwerk zukommen muß. Ein Meister seines Faches war der Bildhauer Franz S. Forster in St. Florian, der am 25. Mai dieses Jahres seinen 100. Geburtstag hätte feiern können. Sein Leben war Arbeit und Tätigsein bis ins hohe Alter. Seine letzte der vielge rühmten Bruckner-Büsten schuf er mit 91 Jahren (sie!). In St. Florian bei Linz 1896 geboren, war er seit seiner Kindheit diesem frucht baren Kulturboden Oberösterreichs be heimatet geblieben, stets und immer wieder aufs neue beeindruckt von der monumentalen Pracht des Barockstiftes und seinen reichhaltigen Kunstschätzen an Malerei und Plastik, gewissermaßen als Paradies für eine kunstbegeisterte Seele. Der kleine Franz kritzelte und schnit zelte schon früh und hatte eine beson dere Vorliebe für das Holz, das er mit seinem Taschenfeitel bearbeitete; und nach seinen Volksschuljahren wählte er eine Berufsausbildung „mit Holz": Er be-

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