OÖ. Heimatblätter 1996, 50. Jahrgang, Heft 3

Johannes Evangelist Habert Zur Wiederkehr seines 100. Todestages Der bedeutende oberösterreichische Komponist, Publizist und Musiktheore tiker Johannes Evang. Habert wurde am 18. Oktober 1833 zu Oberplan (Horni Plana) geboren. Nach Absolvierung der Schulpräparandie in Linz begann er 1852 seine pädagogische Tätigkeit als Schulgehilfe in Naarn; ab 1857 finden wir ihn in Waizenkirchen, wo er sich mit der Familie des Advokaten Dr. Wilhelm Kienzl anfreundete und eine erste musi kalische Saat in die Seele des späteren Komponisten des „Evangelimann" legte. Er gab 1860 den Lehrberuf auf, nachdem er die vakant gewordene Stelle eines Or ganisten an der Stadtpfarrkirche Gmunden erhielt (Robert Führer war dort von 1853 bis 1855 sein Vorgänger). Reichen seine ersten Kompositionsversuche in die Jahre 1845/46 zurück, so vervoll kommnete er hier sein musikalisches Können und seine theoretischen Kennt nisse als Autodidakt durch unermüdli chen Fleiß; so brachte er es im Laufe der Jahre zum führenden Mann seiner Zeit auf dem Gebiete der katholischen Kir chenmusik im damaligen „größeren Osterreich" - und über dieses hinaus. So zogen etwa Breitkopf und Härtel anläß lich der Gesamtausgabe seiner Werke eine Parallele zwischen Bach/Händel und Bruckner/Habert. Nach seiner Verehelichung im Jahre 1879 war Habert gezwungen, seine be scheidenen Einkünfte durch viele Privat stunden („Ich habe täglich von 8.30 Uhr bis 6 Uhr abends Unterricht zu geben und da ist meine Zeit schon ausgefüllt") aufzubessern; Die Geschwister Erzher- ]oh. Evangelist Habert, 1894. Foto: Kammerhofmuseum der Stadt Gmunden zog Friedrich, Erzherzog Eugen und die Erzherzogin Ghristine (die spätere Köni gin von Spanien) waren die finanziell In teressantesten aus seinem großen Schü lerkreis. Er unterrichtete aber auch den blinden Organisten Josef Labor (18421924), den späteren Linzer Domkapell meister F. X. Müller (1870-1948), der im Habert-Jahr 1946 unter dem Titel „Der Gmundner J. S. Bach" schrieb: „Habert hat bei der Nachwelt nicht jene Würdi gung und ruhmvolle Anerkennung ge funden, die er verdient hätte." Durch „Unterrichtsbriefe" förderte der Gmund ner den Florianer Organisten Josef Gru-

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