OÖ. Heimatblätter 1996, 50. Jahrgang, Heft 3

Die Parkanlage von Schloß Kammer am Attersee Von Karin Fuchs In Oberösterreich gibt es zahlreiche alte Burgen, Schlösser, Villen und Klö ster, die nicht nur wegen ihrer Architektur, sondern auch wegen ihrer einzigartigen Parkanlagen von Bedeutung sind. Berühmtheiten wie die ehemaligen Stiftsgärten von Kremsmünster, der Toscana-Park bei Schloß Ort und die Kaiservilla in Bad Ischl gehören genauso dazu wie die eher unbekannten Gärten des Schlosses Aistersheim und der Villa Lanna in Gmunden. Was wären diese Gebäude ohne die sie umgeben den Gärten und Parkanlagen? Und doch denkt man, wenn es um deren Erhalt geht, in erster Linie an die Bausubstanz. Wie wichtig die Grünanlagen für die Gesamtheit eines historischen Ensembles sind, fällt erst auf, wenn Alleen überaltert und Bäume vom Absterben bedroht sind oder wieder eines kleines Eck für einen Parkplatz oder eine Hausanlage abgezweigt wird. Neben den Besitzern gibt es zahlreiche Interessengruppen mit unterschiedli chen Möglichkeiten und Mitteln, wie z.B. das Denkmalamt, den Fremdenverkehrs verband oder die Gemeinde, die alle am Weiterbestand der Park- und Gartenanla gen mitwirken sollten. Leider sieht es im konkreten Fall oft so aus, daß Geld und manchmal auch Zeit für eine fachkundige Pflege und Weiterentwicklung einer histo rischen Gartenanlage fehlen. Schloßpark Kammer Der wohl berühmteste Teil des Schloßparks von Kammer ist die Allee zwi schen dem ehemaligen barocken Eichelhof und dem Schloß. Sie ist ungefähr 150 m lang, besteht zum Teil aus Linden und diente dem Maler Gustav Klimt 1912 als Motiv. Eine dendrochronologische Untersuchung eines gefällten Baumriesen vor dem ehemaligen agerseitigen Tor (durch Forstmeister Dipl.-Ing. Leitner) hat erge ben, daß dieser 1648 gesetzt wurde. Heute sind die Alleebäume in einem sehr deso laten Zustand. Seit Jahren ist eine baumchirurgische Sanierung überfällig. Es ist absehbar, daß in Zukunft wesentliche Teile der Allee aus Sicherheitsgründen ent fernt werden müssen. Es darf daher nicht verabsäumt werden, rechtzeitig junge Bäume zu pflanzen, die dann die Funktion der alten Allee übernehmen können. Der Schloßgarten bedarf einer fachkundigen und kontinuierlichen Pflege. Diese beginnt beim Entfernen morscher Aste und reicht bis zur Bewahrung der Raumstrukturen durch das Freihalten von Sichtachsen und rechtzeitiges Nachpflan zen von Gehölzen. Die Entwicklung des Gartens sollte gerade bei geringen finanziel len Mitteln langfristig geplant werden - unabhängig davon, ob ein historischer Zustand als Vorbild genommen wird (Renaissance-, Barock- oder englischer Garten-

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