OÖ. Heimatblätter 1996, 50. Jahrgang, Heft 3

Stadt. Schlußstein beim Pfarrhoftor in St. Oswald hei FreiFoto: Friesenecker Ein besonderes Schmuckstück des Pfarrhofes ist der schöne Granittorbogen. Die Jahreszahl 1701 und die Hausnummer 1 auf dem Schlußstein geben zunächst Rätsel auf. Weil der Pfarrhof schon 1696 errichtet wurde und 1698 bei der Pfarrgrün dung bereits bezogen wurde, könnte die Jahreszahl 1701 das Jahr des Abschlusses des Pfarrhofbaues markieren. In der Kirchenrechnung des Jahres 1701 findet sich darüber keine Eintra gung. Dafür liegen im Stiftsarchiv von St. Florian diesbezügliche Unterlagen auf. Das Stift hat als Patron in den Jahren 1701 und 1702 für den Pfarrhof von St. Oswald, besonders aber für das Schulhaus, 2.557 Gulden bezahlt. Die Pfarrge meinde von St. Oswald hat für diese Baumaßnahmen ihren Beitrag durch Holzliefe rungen und mit Hand- und Zugrobot geleistet.^ Es ist sehr wahrscheinlich, daß sich die Pfarrhofausgaben besonders auf die Errichtung des Wirtschaftsgebäudes, am Bauplatz der früheren Schule, beziehen. Die Hausnummer 1 kann natürlich nicht aus dem Jahr 1701 stammen, weil die Hausnummern bekanntlich erst 1771 unter der Kaiserin Maria Theresia einge führt wurden; sie kann also erst nach diesem Jahr in den Schlußstein oberhalb der Jahreszahl eingemeißelt worden sein. Das geht auch eindeutig aus dem Vergleich der Ziffern hervor. Die zwei Einser der Jahreszahl sind typisch für die Zeit um 1700. Auch in den Kirchenrechnungen wird um diese Zeit die 1 ähnlich wie ein j geschrieben. Die Hausnummer 1 ist, wie auch heute noch üblich, mit der arabischen Ziffer 1 geschrieben.^ ^ Rechnungen über die Barausgaben des Stiftes St. Florian und die Natural- und Robotleistungen der Pfarre in den Jahren 1701 und 1702 für die Errichtung der Schule in St. Oswald und die Ausgaben für den Pfarrhof (im Stiftsarchiv St. Florian). ^ Schlußstein beim Granittorbogen.

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